Achtung: Die Aussagen in dieser Rezension reflektieren lediglich die persönliche Meinung des Autors und nicht die von Anime2You und seiner Partner.
Im Jahr 2018 erschien die 13-teilige Anime-Serie »Junji Ito Collection« (Itou Junji: Collection) in Japan. Hierzulande sicherte sich KSM Anime die Rechte an dem Titel und veröffentlichte diesen im Oktober 2019. Wir haben uns die Gesamtausgabe der Serie auf Blu-ray genauer angesehen. Ob uns die Horror-Kurzgeschichten aus der Feder von Kultautor Junji Ito in animierter Version überzeugen konnten, erfahrt ihr in unserer Review.
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Jahr: | Japan, 2018 |
Genre: | Drama, Horror, Mystery |
Publisher: | KSM Anime |
Laufzeit: | ca. 306 Minuten |
FSK: | 16 |
Ton: | DTS-HD MA 5.1 |
Sprachen: | Deutsch, Japanisch |
Untertitel: | Deutsch |
Episoden: | 01-13 |
junji ito collection
Was passiert, wenn das Grauen in jeder Alltäglichkeit lauern kann? Wenn sich Altbekanntes plötzlich in grotesken Horror verwandet? Junji Ito, Meister des japanischen Horror-Manga, hat mit seinen Geschichten und seinem einzigartigen Stil für zahlreiche Albträume gesorgt. Eine Auswahl seiner Werke wurde in der Junji Ito Collection zum Leben erweckt und seine ausdrucksstarken Zeichnungen voll düsterer Abgründe zeigen in Bewegung erst ihre volle Wirkung. So werden auch hartgesottene Horror-Fans um die ein oder andere schlaflose Nacht nicht herum kommen…
Hierzulande zeigte der VoD-Anbieter Crunchyroll den Anime im Originalton mit deutschen Untertiteln im Simulcast. Dort wird der Titel weiterhin angeboten.
»Junji Ito Collection« beinhaltet hauptsächlich Geschichten aus den Werken »Horror World of Junji Ito«, »Ma no Kakera« und »New Voices in the Dark«.
Dieses externe Video stammt von YouTube.
deutsche umsetzung
Die deutsche Umsetzung entstand bei der GlobaLoc GmbH (»Joker Game«) in Berlin. Philip Süß (»Anti Magic Academy: Test-Trupp 35«) war dabei für die Dialogregie und das Dialogbuch verantwortlich. Der komplette Sprechercast sowie das zuständige Team für die deutsche Umsetzung lassen sich aus den unteren Bildern entnehmen.
Philip Süß hat neben seiner Arbeit als Synchronschauspieler bereits an diversen Anime-Titeln mitgearbeitet und dort Erfahrungen im Bereich der Dialogregie und als Dialogbuchautor sammeln können. Bei Serien wie »Danganronpa« und »Is This A Zombie?« hat er sein Können als Dialogbuchautor unter Beweis gestellt. »Anti Magic Academy: Test-Trupp 35« war die erste Anime-Serie, in der er in die Rolle des Dialogregisseurs geschlüpft ist. Bei »Junji Ito Collection« übernahm er beide Positionen und liefert mit Abstand sein bestes Werk. Eine Steigerung im Vergleich zu vorherigen Arbeiten ist bemerkbar.
In der Anime-Szene bekannte und beliebte Sprecher wie beispielsweise Sebastian Fitzner, Patrick Keller, Christian Zeiger, Marieke Oeffinger und Rieke Werner sind bei den kurzen Horror-Geschichten zu hören. Geboten wird eine Vielzahl an unterschiedlichen Erzählungen, wo durchweg passend besetzt wurde. Hierbei ist noch positiv zu erwähnen, dass ebenfalls Komparse-Rollen gut besetzt wurden.
Aufgrund des großen Cast, bedingt durch die unterschiedlichen Horror-Storys, sind einige Sprecher auch in anderen Geschichten zu hören. Mir ist es zwar aufgefallen, doch gestört hat es mich nicht. Wenn ein Sprecher für eine Rolle geeignet ist, spricht nichts dagegen, wenn man ihn auf diese besetzt. »Junji Ito Collection« wurde sicherlich in einem Durchgang vertont, und da nutzt man natürlich die Möglichkeit, wenn die Sprecher bereits vor Ort sind – zumal ihre Rollen wenige Dialoge haben.
Da die meisten Horror-Geschichten eine Laufzeit von rund 12 Minuten aufweisen, sind die Charaktere nicht allzu oft zu hören. Nichtsdestotrotz liefern die Synchronschauspieler in ihren kurzen Rollen glaubhafte und optimale Arbeit. Ein Highlight schlechthin ist Sebastian Fitzner in der Rolle des komischen Souichi (Folge 1). Die leicht seltsame Art des Charakters wird von Fitzner durch den Einsatz unterschiedlicher Stimmlagen im häufigen Wechsel bestens rübergebracht.
Ebenso tolle Arbeit liefert Helmut Gauß als Conférencier der (Todes-)Zirkustruppe (Folge 8). Seine Stimme klingt genauso, wie man es sich bei einem Conférencier aus dem Zirkus vorstellt. Christian Zeiger verkörpert in Episode 10 einen fiesen Bruder, der seine Schwester misshandelt. Das ihm solche Rollen stimmlich liegen, hat Zeiger in anderen Titeln schon bewiesen – neben aufgeweckten Rollen liegen ihm auch solche.
An sich könnte ich noch zu weiteren Sprechern lobende Worte beisteuern, aber würde dies den Umfang sprengen. Philip Süß liefert sehr gute Arbeit als Dialogregisseur und spendiert »Junji Ito Collection« eine rundum gelungene deutsche Fassung. Sein Dialogbuch passt vom Sprachstil zur Serie. Umgangssprache zwischen den Schülern kommt zum Einsatz und sorgt für eine realistische Atmosphäre. Fehlplatzierte Schimpfwörter konnte ich keine feststellen. Die gewählten Worte haben zur jeweiligen Situation und dem Charakter gepasst.
Das Typesetting von KSM Anime ist recht einfach gehalten. Schilder und sonstige japanische Sprachen werden unten im Bild übersetzt angezeigt.
»Junji Ito Collection« kann neben der deutschen Sprachfassung ebenfalls im Originalton mit deutschen Untertiteln angesehen werden. Die Untertitel von KSM Anime sind bei dieser Serie in weißer Schriftfarbe und haben eine schwarze Umrandung.
bild und animation
Die Anime-Adaption entstand unter der Regie von Shinobu Tagashira (»Diabolik Lovers«) im Studio Deen (»Higurashi«, »Is This a Zombie?«). Tagashira (»Is This a Zombie?«) steuerte zudem das Design für die Charaktere bei.
Bei KSM Anime erscheint die Serie auf Blu-ray im Format 16:9 mit einer Auflösung von 1920 x 1080. Die Farbpalette bei »Junji Ito Collection« ist dunkel gehalten. Helle Farben kommen keine zum Einsatz. Das Bild wirkt kalt und trostlos. Genau angemessen für die richtige Stimmung bei Horror-Geschichten.
Leider ist die Umsetzung von Studio Deen lediglich durchschnittlich. Ein Fehler ist mir in Folge 8 bei der Geschichte »Der Zirkus ist da« aufgefallen. Drei Charaktere stürzen beim Seiltanz zu Boden und verunglücken. Im Anschluss sollen diese hinter den Vorhang gebracht werden. Stattdessen sieht man die vorherige Szene, in der der tote Clown weggebracht wurde.
Die Bewegungen der Charaktere wirken in der Adaption etwas holprig. Manche Körperhaltungen erwecken zudem einen ungesunden und seltsamen Eindruck. Scheint so, als ob es sich bei »Junji Ito Collection« um eine Low-Budget-Adaption handelt, wenn man andere Arbeiten von Studio Deen betrachtet. Außer der Stil ist so gewollt, was ich etwas bezweifle.
verpackung und extras
»Junji Ito Collection« erscheint bei KSM Anime in einer Komplettbox. Als Verpackung hat sich der Publisher für ein Digipak mit einem matt laminierten Hardcoverschuber entschieden. Als Extra werden Trailer sowie eine Bildergalerie geboten.
Die Veröffentlichung unterscheidet sich stark von den anderen »KrunchySM«-Titeln. Bei »Junji Ito Collection« kann man von einer richtigen und platzsparenden Gesamtausgabe sprechen, während bei den anderen Veröffentlichung jeweils drei Volumes im Schuber zu finden sind.
Die Verpackung bei »Junji Ito Collection« wird generisch produziert, wodurch sich die DVD- und Blu-ray-Version äußerlich nicht unterscheiden. Um im Handel dennoch die entsprechende Version zu kennzeichnen, befindet sich oben links jeweils das entsprechende Format. Der FSK-Hinweis auf dem Hardcoverschuber kann abgelöst werden.
fazit
Kultautor Junji Ito ist für seine Horror-Kurzgeschichten bekannt. Erst letztens brachte der Carlsen-Verlag eine Neuauflage seines Horror-Klassikers »Uzumaki« als Hardcover-Ausgabe auf den Markt. Mit »Junji Ito Collection« sorgt KSM Anime für Horror-Nachschub und bringt eine Vielzahl von Erzählungen Itos in animierter Form auf Disc.
Der VoD-Anbieter Crunchyroll präsentierte hierzulande die Serie im Simulcast. Schon damals haben die Erzählungen mein Interesse geweckt. So wirklich Horror sind die Kurzgeschichten bei »Junji Ito Collection« nicht. Vielmehr schockiert Ito mit ekligen, abscheulichen und bizarren Bildern.
Geboten werden eine Vielzahl an unterschiedlichen, übernatürlichen Storys. Einige Geschichten sind sehr interessant gestaltet, während andere wiederum eher langweilig sind. Häufig setzt Ito auf den Ekelfaktor (eine Nacktschnecke kommt aus dem Mund einer Schülerin, ein Gesicht voller Pickel wird ausgedrückt) und sorgt dadurch für unvergessliche Momente – ob nun positiv oder negativ ist jedem selbst überlassen.
Positiv überrascht hat mich die deutsche Fassung. Philip Süß (Dialogregie/Dialogbuch) hat für eine sehr gute Umsetzung gesorgt. Bekannte und beliebte Synchronschauspieler sind in den richtigen Rollen zu hören. Die Charaktere kommen glaubhaft rüber. »Junji Ito Collection« besitzt eine ausgesprochen gute deutsche Fassung.
Gelungene Abwechslung durch unterschiedliche Kurzgeschichten, viel Ekel sowie Mord und Totschlag erwarten euch bei »Junji Ito Collection«. Lust auf ein unvergessliches Seherlebnis? Dann auf in die vielfältig schockierende Welt von Ito.
© Junji Ito / Asahi Shimbun Publications, The Junji Ito Collection Production Committee
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