Achtung: Die Aussagen in dieser Rezension reflektieren lediglich die persönliche Meinung des Autors und nicht die von Anime2You und seiner Partner.
Im Jahr 2017 erschien der Film »Lu Over the Wall« (Yoake Tsugeru Lu no Uta) in Japan. Hierzulande sicherte sich KAZÉ die Rechte an dem Titel und veröffentlichte diesen im September 2019. Wir haben uns den Film vom innovativen Anime-Regisseur Masaaki Yuasa auf Blu-ray genauer angesehen. Ob uns das musikalische Fantasy-Abenteuer rund um den introvertierten Kai und seiner Begegnung mit einer Meerjungfrau überzeugen konnte, erfahrt ihr in unserer Review.
Jahr: | Japan, 2017 |
Genre: | Drama, Fantasy |
Publisher: | KAZÉ |
Laufzeit: | ca. 114 Minuten |
FSK: | 06 |
Ton: | DTS-HD MA 5.1 |
Sprachen: | Deutsch, Japanisch |
Untertitel: | Deutsch |
tauche ein ins meer der musik
Kai ist eher der introvertierte Typ, ohne Freunde, ohne Hobbys. Erst vor Kurzem ist er mit seinem geschiedenen Vater zum Großvater ins verschlafene Fischerstädtchen Hinashi gezogen. Richtig Spaß hat er nur, wenn er am Laptop seine Musik kreiert und als »Merman« im Internet veröffentlicht. Als seine Mitschüler Yuho und Kunio herausfinden, dass Kai hinter dem Pseudonym steckt, wollen sie ihn unbedingt für ihre Band Seirèn gewinnen. Doch er ist viel mehr an den alten Legenden über Hinashis Meerjungfrauen interessiert. Trotzdem lässt er sich überreden, mit der Band auf der Meerjungfraueninsel zu proben. Als seine Musik eins dieser Wesen anlockt, kann Kai kaum glauben, was er da sieht – und hört. So beginnt eine zaghafte Freundschaft, die Kai und ganz Hinashi verändern wird.
In Japan feierte »Lu Over the Wall« seine Premiere am 19. Mai 2017. Hierzulande brachte KAZÉ den Film am 25. September 2018 in einigen ausgewählten Kinos.
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deutsche umsetzung
Die deutsche Umsetzung entstand bei den G&G Studios (»A Silent Voice«) in Kaarst. Jörn Friese (»My Hero Academia«) war dabei für die Dialogregie verantwortlich. Der Sprechercast der deutschen Umsetzung lassen sich aus den unteren Bildern entnehmen. Einen deutschen Trailer findet ihr »hier«.
Jörn Friese beweist bei »Lu Over the Wall« erneut sein können. Die Endfassung ist fabelhaft gelungen. In der Rolle des introvertierten Kai ist Synchronschauspieler Philip Süß zu hören. Ihm gelingt es die leicht schwankende Art des Protagonisten zu spielen. Süß schafft es das anfangs gelangweilte, mürrische Verhalten glaubhaft rüberzubringen. Im Laufe des Filmes entwickelt sich der Charakter von Kai. Ein offene, glückliche Person ist zu sehen, die Spaß hat. Die freudigen Momente spricht Süß passend anders. Durch seine Leistung wirkt Kai stets glaubhaft und seine Stimmung kommt optimal herüber.
Die beiden Mitschüler Yuho (CV: Julia Bautz) und Kunio (CV: Maximilian Artajo) wurden ebenfalls vortrefflich besetzt. Ich werde den Moment nicht vergessen, wie die beiden das erste Mal zu sehen waren und ich genau die Stimmen gehört habe, die ich mir in etwa selbst vorgestellt hatte. Bautz passt stimmlich perfekt auf den Charakter von Yuho. Die aufgedrehte jugendliche Art von Kunio wird durch Artajo optimal hervorgebracht. Die drei Synchronschauspieler harmonieren gemeinsam in den Hauptrollen und liefern ein schönes Schauspiel.
Last but not least: Unsere Meerjungfrau Lu. In der deutschen Fassung dürfen wir hier der Stimme von Jana Dunja Gries lauschen. Im Anime-Bereich ist sie noch ein wenig unbekannt. Gries ist beispielsweise die neue Sprecherin von Liliruca Arde aus »DanMachi«. Zuletzt war sie in »Penguin Highway« als Hamamoto zu hören. Meerjungfrau Lu kommt mit ihrem verspielten Verhalten sehr kindlich herüber – ihr Aussehen unterstreicht dies noch. Recht viel hören wir von Lu nicht wirklich, aber was wir zu hören bekommen passt.
Es gibt noch zahlreiche weitere Rollen, die ebenfalls eine Erwähnung verdienen. Da dies jedoch den Rahmen sprengen würde, fokussiere ich mich auf den Hauptcast. Die deutsche Fassung von »Lu Over the Wall« überzeugt im Ganzen. Kurz zu den den Insert-Songs: Wie bei KAZÉ gewohnt, wurden diese nicht auf deutsch vertont. Die japanische Version ist mit deutschen Untertiteln zu hören beziehungsweise zu lesen.
»Lu Over the Wall« kann neben der deutschen Sprachfassung ebenfalls im Originalton mit deutschen Untertiteln angesehen werden. Die Untertitel von KAZÉ sind bei diesem Film in weißer Schriftfarbe und haben eine schwarze Umrandung.
bild und animation
Der Original-Anime entstand unter der Regie von Masaaki Yuasa (»Devilman Crybaby«, »Night Is Short, Walk on Girl«) im Studio Science SARU (»Devilman Crybaby«, »Night Is Short, Walk on Girl«). Nobutake Itou (»The Tatami Galaxy«) steuerte dabei das Design für die Charaktere bei. Die originalen Designs der Charaktere stammen von Youko Nemu.
Bei KAZÉ erscheint der Film auf Blu-ray im Format 16:9 mit einer Auflösung von 1920 x 1080. Durch seine Farbstärke erinnerte mich »Lu Over the Wall« direkt an »Yoyo & Nene: Die magischen Schwestern«. Die kräftigen Farben kommen auf einem 4K-Bildschirm richtig gut rüber. Die Schärfe ist dabei ebenfalls sehr beeindruckend.
Was einem direkt ins Auge fällt sind die Hintergründe sowie die Charaktere, die sich gegenseitig hervorheben. Etwas mehr im Vordergrund befinden sich die Charaktere. Würde dies damit begründen, dass die Farben etwas dunkler gewählt wurden, während die Farben bei den Charakteren ein wenig heller sind. Optisch passen sie jedoch zusammen und ergeben ein schönes gemeinsames Bild.
»Lu Over the Wall« besticht mit unproportionierten Charakter-Designs. Durch diesen Aspekt gelingt es den Machern die Emotionen und Expressionen deutlich besser darzustellen. Verärgerte Gesichtszüge, oder auch glückliche, lachende Gesichter kommen wesentlich besser zum Vorschein. Das Highlight schlechthin sind die gemeinsamen Tänze aller Einwohner des Fischerstädtchen Hinashi. Die Darstellung erinnert an die Tänze aus alten Cartoons – ein gelungener Nostalgie-Bonus.
verpackung und extras
»Lu Over the Wall« erscheint bei KAZÉ in einer handelsüblichen Amaray auf DVD und Blu-ray. Der FSK-Hinweis wurde wie gewohnt auf dem Inlay aufgedruckt. Ein Wendecover ist vorhanden, bietet jedoch ein anderes Artwork. Als Extra gibt es ein spannendes Interview mit Regisseur Masaaki Yuasa.
fazit
Im Januar brachte KAZÉ bereits den Film »Night is Short, Walk on Girl« von Regisseur Masaaki Yuasa auf den deutschen Markt. Einige Monate später folgt nun mit »Lu Over the Wall« das nächste tolle Werk des innovativen Anime-Regisseurs. Geboten wird ein familienfreundliches Fantasy-Abenteuer mit witziger musikalischer Unterhaltung, amüsanten Tänzen und hervorstechender Optik.
Die Handlung in »Lu Over the Wall« baut sich Stück für Stück auf. Ehe man sich’s versieht, schließt man als Zuschauer die kleine Meerjungfrau Lu ins Herz. Ihr kindliches Verhalten, ihre witzigen Tanzmoves sowie Gesangseinlagen sorgen für gute Laune. Man kommt selbst ein bisschen in Versuchung das Tanzbein zu schwingen, die Musik steckt schon an.
Der Tiefgang in der Handlung hat mich schon überrascht. Ehrlich gesagt habe ich mit einem reinen Gute-Laune-Film gerechnet. Die dramatischen Entwicklungen rund um unsere kleine Meerjungfrau werden gut inszeniert in Szene gesetzt. Ich habe mich selbst dabei erwischt, wie ich gefesselt auf ein »Happy End« mitgefiebert habe.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass der optische Stil des Filmes einen großen positiven Einfluss auswirkt. Durch die unproportionierten Charakter-Designs kommen die Emotionen ziemlich simpel herüber. Die deformierten Gesichtszüge – je nach Gefühlslage – sind einfach köstlich anzusehen. Man erkennt auf einen Blick, in welcher emotionalen Situation sich die Charaktere befinden.
»Lu Over the Wall« ist ein gelungener Film, der Groß und Klein mit seinem Charme bezaubern wird. Ein witziger Film mit Tiefgang, der auf vielen Ebenen zu unterhalten weiß.
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