Im Rahmen eines Interviews erklärte der Geschäftsführer von Studio DEEN, wie er seit seiner Amtseinführung eine neue Arbeitszeitpolitik innerhalb des Unternehmens etabliert hat. Wir fassen nachfolgend zusammen.
Schockierende Arbeitsbedingungen
Studio DEEN feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Jubiläum und blickt dabei auf eine erfolgreiche Vergangenheit zurück, die unter anderem die ersten Anime-Adaptionen von »Urusei Yatsura«, »Ranma 1/2« und »Rurouni Kenshin« hervorbrachte.
Man stand nahezu auf Augenhöhe mit den ganz großen Anime-Studios, was natürlich das Interesse verschiedener Investoren, deren Angebote man irgendwann nicht mehr ignorieren konnte, weckte. Im Jahre 2011 wurde schließlich die Übernahme durch die IMA Group verkündet, die auch einen Wechsel in der Führungsspitze brachte.
Fortan leitete Shinichiro Ikeda die Geschicke bei Studio DEEN. Und dieser hätte bereits schnell seine erste Amtshandlung im Sinn gehabt – die horrenden Arbeitsbedingungen zu verbessern, die er noch vor seiner Amtseinführung zu Gesicht bekommen hätte:
»Als wir die Übernahme besprachen, habe ich gefragt, wann ich denn vorbeikommen könnte, um zu sehen, wie die Dinge so laufen. Der vorherige Besitzer sagte mir: ›Wie wäre es zwischen 1 und 3 Uhr morgens? Da arbeiten die Leute am besten und sind energiegeladen.‹ Als ich das hörte, wollte ich diese Praktiken sofort loswerden.«
Arbeitszeitregulierung stößt auf Widerstand
Aus diesem Grund hätte er Arbeitszeiten bis 18 Uhr einführen wollen, die im krassen Gegensatz zu den branchenüblichen Nachtarbeitszeiten stehen. Allerdings hätte er sich mit heftigem Widerstand der übrigen Führungskräfte konfrontiert gesehen.
Laut Ikeda befürchteten diese, dass durch die Arbeitszeitregulierung die vorgegebenen Fristen nicht mehr eingehalten werden könnten und das Studio Konkurs gehen würde. Dies hätte letztendlich dazu geführt, dass die Pläne auf Eis gelegt werden mussten.
Allerdings sei er hartnäckig geblieben und hätte die neue Arbeitszeitpolitik zunächst am Hauptsitz der IMA-Gruppe eingeführt, bevor er diese später – trotz erneutem Widerstands – auf Studio DEEN ausgeweitet hätte.
Mitarbeiter nach Änderungen effizienter
Erwartungsgemäß sei der Umsatz nach der Einführung eingebrochen. Nach einiger Zeit hätten sich die Mitarbeiter jedoch an die neuen Arbeitszeiten gewöhnt und würden seitdem viel effizienter arbeiten, was Ikeda wie folgt erklärte:
»Wenn man um 9 Uhr zur Arbeit geht und bis in die Nacht arbeitet, wird jeder darüber nachdenken, wie er seine Ausdauer einteilen kann, und am Morgen eher schlampig arbeiten. Wenn man aber um 19 Uhr nach Hause kommt, wird man morgens drei Stunden arbeiten, eine Stunde Pause machen und dann den Rest des Tages hart arbeiten. Sobald sich diese Gewohnheit durchgesetzt hat, funktioniert es gut.«
Es sei seine Vision gewesen, ein Umfeld zu schaffen, in dem die Mitarbeiter innerhalb einer angemessenen Arbeitszeit produktiv sein können und dafür einen fairen Lohn erhalten. Denn für ihn wäre es kein wirklicher Gewinn für das Unternehmen, wenn man diesen nur durch die Überstunden der Mitarbeiter erzielen würde.
Keine Einmischung bei Produktion
Auch sonst würde Ikeda seinen Angestellten viele Freiheiten lassen und sich aus der kreativen Planung bei den Anime-Produktionen raushalten, da er davon überzeugt sei, dass eine übermäßige Einmischung des Managements die Kreativität ersticken würde:
»Natürlich nehme ich an Management-Meetings teil, aber ich nehme nicht an anderen Planungsmeetings teil. Um uns herum gab es drei Unternehmen mit einem Umsatz von 30 Milliarden Yen, die jedoch zusammenbrachen, weil der Präsident von Ja-Sagern umgeben war. Wenn ein Präsident, der über 70 Jahre alt ist, sich in die Planung einmischt und jüngeren Mitarbeitern seine Ideen aufdrängt, wird das nichts.«
Schließlich würden sie die Charaktere und Handlungen 100-mal besser als er selbst kennen. Und der Erfolg gibt ihm recht, denn den letzten Jahren ist die IMA-Gruppe erheblich gewachsen – und das gilt auch für Studio DEEN.
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Via Comic Natalie
© 2013 Natsume Akatsuki・Kurone Mishima/PUBLISHED BY KADOKAWA
Guter Mann, wäre schön wenn andere seinen Vorbild folgen würden, nur wird das wohl eine Ausnahme bleiben.
Puh, das klingt so falsch …
Wenn nun also die Arbeitszeiten auf 9 bis 18 Uhr beschränkt sind, hoffe ich doch mal, dass das so auch stattfindet und nicht noch wie selbstverständlich mit Überstunden ergänzt wird. Er erklärt es ja, aber … sagen ist das eine, machen das andere. Aber wenn das mit den Arbeitszeiten – also 9 bis 18 Uhr – so Praxis bei denen ist, ist das ja schonmal ein Anfang.
Dann sollten man diese Fristen vielleicht mal dringenst überarbeiten, denn das ist ja auch Teil des Problem, wenn man praxisfremde Anforderungen stellt.