Anime ist kein Nischenhobby mehr: Neue Studie zeigt globale Dominanz

In einer großangelegten Studie erforschte die National Research Group im Auftrag von Crunchyroll die Triebkräfte hinter der stetig wachsenden Popularität und Fangemeinde von Anime. Wir fassen nachfolgend die Details zusammen.

Wachsende Popularität

An der Untersuchung nahmen 29.000 Unterhaltungskonsumenten im Alter von 13 bis 54 Jahren teil, darunter 3.500 leidenschaftliche Anime-Fans, die mindestens einmal im Monat entsprechende Inhalte konsumieren. Japan wurde dabei nicht berücksichtigt – stattdessen konzentrierte sich die Studie auf die sieben internationalen Kernmärkte USA, Großbritannien, Indien, Deutschland, Frankreich, Brasilien und Mexiko.

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Die Resultate sind bemerkenswert: Einst ein Nischenhobby für eingefleischte Fans, hat sich Anime inzwischen zu einer weltweiten Unterhaltungsgröße entwickelt, die andere populäre Formate wie K-Dramen oder Bollywood-Produktionen klar übertrifft.

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor von Anime ist die Beständigkeit. Mehr als die Hälfte der befragten Millennials (im Alter von 29 bis 44 Jahren) und Gen X (im Alter von 45 bis 54 Jahren) schauen seit mehr als zehn Jahren regelmäßig Anime.

Rund ein Viertel der Millennials und fast ein Drittel der Gen-X-Fans teilen ihre Anime-Leidenschaft mit ihren Kindern. Diese generationsübergreifende Begeisterung hat Anime von einem individuellen Interesse zu einer Familientradition werden lassen.

Anime kann mit Stars mithalten

Eine herausragende Stellung nimmt die Generation Z ein – also Personen zwischen 13 und 28 Jahren. In dieser Altersgruppe genießt Anime eine ebenso große Beliebtheit wie bekannte Sportligen, berühmte Athleten oder populäre Film- und Musikstars.

So gaben 54 % der Gen-Z-Teilnehmer an, Anime zu lieben – Werte, die mit jenen von Serena Williams (47 %), Beyoncé (56 %), LeBron James (59 %) und Taylor Swift (60 %) nahezu gleichauf liegen. Selbst Spitzenreiter Lionel Messi (67 %) ist nicht weit entfernt.

Auch im Vergleich zu großen Sportereignissen behauptet sich Anime beachtlich: Die Beliebtheit liegt auf einem Level mit der Premier League (49 %), der Formel 1 (52 %), der NBA (56 %) und der UEFA Champions League (60 %). Lediglich die Olympischen Spiele erzielen mit 73 % noch höhere Werte.

Einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Dynamik von Anime in der Gen Z leisten Fan-Edits auf Social-Media-Plattformen wie TikTok und Instagram. Dort entdecken 47 % der Befragten aus dieser Altersgruppe regelmäßig neue Anime-Titel.

Anime verbindet Menschen

Die Studie zeigt zudem, dass Anime längst kein isoliertes Hobby mehr ist, sondern soziale Bindungen stärkt – sowohl online als auch im realen Leben.

Unabhängig von der Altersgruppe erklärten 78 % der Anime-Fans, dass ihre Begeisterung für das Medium ihnen geholfen hat, neue Freundschaften zu schließen oder bestehende zu festigen – bei der Gen Z fällt dieser Anteil sogar noch höher aus.

Diese Bindungen entstehen hauptsächlich durch Gespräche mit Freunden, Familie oder Arbeitskollegen (58 %) und gemeinsames Anschauen von Anime (42 %). Auch online bleibt der Austausch lebendig – 43 % der Fans diskutieren regelmäßig mit Bekannten und 25 % sogar mit völlig Fremden über soziale Medien.

Während bei der Gen Z viele Freundschaften rund um Anime in der Schule oder an der Universität entstehen, nutzen Millennials und Gen X das gemeinsame Interesse häufig als Gesprächsthema am Arbeitsplatz.

Anime spielt damit eine immer wichtigere Rolle im Leben vieler Menschen: Rund 88 % der Gen-Z-Fans sehen Anime als wichtigen Teil ihrer Identität, und ganze 93 % bezeichnen sich stolz als Anime-Fans. Fast die Hälfte (48 %) gesteht sogar, schon einmal in einen Anime-Charakter verliebt gewesen zu sein.

Unterschiedliche Präferenzen

Zum Abschluss beleuchtete die Studie noch einige interessante Sehgewohnheiten rund um Anime – etwa in Bezug auf die präferierte Vertonung oder die wichtigsten inhaltlichen Aspekte.

So zeigt sich, dass vor allem ältere Zuschauer der Gen X synchronisierte Fassungen bevorzugen (37 %), während Gen Z und Millennials Anime lieber im Originalton sehen (jeweils 34 %). Insgesamt gab jedoch die Mehrheit aller Befragten an, keine feste Präferenz zu haben und sowohl Synchronisation als auch Originalton zu mögen.

Die Gen Z achtet beim Anime-Schauen besonders auf hochwertige Animationen (37 %) sowie auf spannende Charaktere und Beziehungen (35 %). Für Millennials und die Gen X stehen hingegen fantasievolle und kreative Geschichten im Vordergrund (42 %), während die Qualität der Animation mit 38 % an zweiter Stelle folgt.

Demografischer Wandel

Auch ein Blick auf die Demografie der Anime-Fans ist lohnenswert: In der heutigen Gen Z ist das Geschlechterverhältnis nahezu ausgeglichen, und 44 % der Fans sind weiblich. Neben dieser Entwicklung könnten künftig auch andere gesellschaftliche Trends stärker ins Gewicht fallen.

So wünschen sich 59 % der US-amerikanischen Anime-Fans mehr Vielfalt – etwa durch eine größere Repräsentation unterschiedlicher Ethnien, LGBTQ+-Charaktere, Figuren mit Behinderungen und Charaktere aus indigenen Kulturen.

Dabei zählt nicht nur, wer gezeigt wird, sondern auch wie. Das Publikum fordert verstärkt starke weibliche Hauptfiguren (44 %) und mehr erwachsene Protagonisten (38 %). Besonders unter jüngeren und weiblichen Fans ist dieser Wunsch ausgeprägt – sie werden maßgeblich die Zukunft der Anime-Branche mitbestimmen.

Damit schließt die umfangreiche Anime-Studie mit spannenden Einblicken in ein stetig wachsendes Publikum. Deutlich wird: Anime sind schon längst kein Nischenhobby mehr, für das man komisch angeschaut wird – insbesondere in der Generation Z.

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Via ceros.com
© Kanehito Yamada, Tsukasa Abe / Shogakukan / “Frieren” Production Committee

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Ich

Crunchyroll hat das in Auftrag gegeben … da könnte man Zweifel haben, ob das Ergebnis dann wirklich so … realitätsnah ist. Aber gut.

Was Synchro und UT angeht, schaue ich auch beides. Früher habe ich Synchro’s bevorzugt, aber mittlerweile nehme ich gern beides. So muss ich mich auch nicht einschränken.

Wenn erwachsene Charaktere vorhanden sind, finde ich das auch nicht schlecht – aber nur, wenn sie sich auch erwachsen verhalten. Ansonsten nutzt mir der erwachsene charakter auch nichts, wenn der zwar in den 30ern ist, aber sich benimmt als wäre er in der Pubertät stecken geblieben – oder noch früher.

Maurice

So muss das und so soll es auch bleiben
Anime sind aus meinem Alltag nicht mehr wegzudenken

Noodle

Ja, den Wunsch nach erwachsenen Charakteren kann ich voll nachvollziehen. Es ist aber nicht nur das biologische Alter, sondern sollte sich im Verhalten und Benehmen widerspiegeln… Also bitte nicht solche »Shy Hero« Personen, die einen kritischen Systemfehler erleiden, weil eine gefühlt 9-Jährige sie am Arm berührt.

Und auch bitte kein männlicher MC, der hyperaktiv wirkt, und in einer Tour rumbrüllt. Bei den weiblichen Charakteren kriegen die das ja auch meist hin, sie nicht wie primitive Dummköpfe wirken zu lassen.

Natsu90

Das funktioniert nicht, es gibt zwar genug Light Novels oder Mangas, die Charaktere über 30 behandeln, aber als Anime wirst du sie nicht finden. Vielleicht in einem kleinen Short-Anime, aber mehr nicht. Der Höhepunkt der Gefühle sind Charaktere im Studentenalter in Japan, also zwischen 18 und 23 Jahren, die in bestimmten Fällen noch Animeumsetzungen bekommen. Unter gewissen Umständen gibt es auch mal Ausnahmen, aber das sind dann Geschichten, die man nicht ernst nehmen kann.

Primordus

Tjoar also keine Generation gehört wohl zu den aufbauenden Ende der 80er Anfang der 90er, wo man da schon 30 DM bis 40 DM für eine VHS Kassette bezahlt hat an die Generation Z. DM = Deutsche Mark das war die Währung vor dem Euro und VHS gab es vor der DVD vielleicht haben eure Eltern solche Geräte noch im Keller oder auf dem Dachspeicher stehen, damit ging der Animespaß erst los, da es noch kein Internet gab, und keine Smartphones.

Sakura

Na ich hoffe mal, das die Studie auch wirklich repräsentativ ist (wenn man bedenkt das Cruncgyroll sie beauftragt hat) – aber ich mal hoffen die Natiobal Research Group hat ihre Arbeit vernünftig gemacht.

Tatsächlich fallen viele Zahlen hier deutlich höher aus als gedacht. Aber gut von dem was man so hört soll Anime besonders in den USA und Mexiko (die ja auch Teil der Studie waren) nochmal deutlich mehr im Mainstream sein, als hier in Deutschland. Wäre interessant hier nur die Zahlen für Deutschland zu sehen
Besonders auch das Gen X noch so hoch mit dabei ist, hätte ich nicht gedacht. Hätte vor allem mit Millenials und Gen Z gerechnet (und vielleicht auch die noch jüngere Gen Alpha) Aber gut vielleicht liegt es auch daran das Personen der Gen X einfach weniger im Internet aktiv sind, und man deshalb online das Gefühl bekommt. als seien alle Anime Fans irgendwie zwischen 15-40 Jahre alt.

interessant auch zu sehen das SUB und DUB beide dich recht gleich beliebt zu sein scheinen. Hier wäre auch mal interessant zu sehen wie Personen die unterschiedlich lange Anime Fans sind, das unterschiedlich beantworten würden. Also würden Personen die seit 25 Jahren Anime Fabs sind lieber DUB oder SUB bevorzugen – was würden Fans bevorzugen, die erst seit 5 Jahren Fans sind?

2 Dinge (auch wenn mir das eigentlich schon klar war) bereiten mir dennoch ein wenig Sorge.

  1. der Fakt das bei jüngeren Fans Animation wichtiger als Story/Kunst ist. (Sieht man ja bereits an Hype Titeln wie z.B. Solo Leveling oder ähnliches – die außer Visuals und Action wenig Story zu bieten haben). Ich mach mir ein wenig Sorgen das Anime so früher oder später das gleiche Schicksal wie z.B. Hollywood erfahren wird. (der Grund warum Hollywood im Vergleich zu z.B. Anime so stark an Bedeutung verloren hat ist schließlich, das Hollywood zwar sehr gute und aufwendige Visuals aber (kaum mehr Innovation und neue Ideen/Stories zu bieten hat. Die meisten Hollywood Bestseller heutzutage sind Fortsetzungen alter Franchises)
  1. Das ganze mit der Vielfalt. Also ja klar – ich stimme auch zu das Anime mehr starke weibliche Hauptfiguren braucht und insbesondere auch Vorurteile gegenüber anderen Ethnien und LGBTQ beseitigen sollte. Da bin ich ganz der Meinung der Befragten. Aber einige Aspekte davon – etwa der Wunsch nach mehr erwachseneren Charakteren – bereitet mir auch etwas Sorge. Nicht das solche Charaktere schlecht wären – aber ich befürchte das Anime dadurch ein bisschen seinen Charme verlieren könnte und zu sehr „verwestlicht“ werden könnte.
Guts

Nicht das solche Charaktere schlecht wären – aber ich befürchte das Anime dadurch ein bisschen seinen Charme verlieren könnte und zu sehr „verwestlicht“ werden könnte.

Warum sollte das passieren und was hat das mit »verwestlichen« zu tun? Wenn man mal in die Vergangenheit schaut, gab es früher häufiger mal erwachsenere Charaktere in Anime.

Judas Julian

Das heißt was wenn ein Anime wie Demon Slayer eine Oscar-Nominierung bekommt und das zeigt wie populär Anime geworden ist

Marcus Cyron

Ich mag Animes, ja. Sehe ich sehr viel, vor allem in den letzten 1,5 Jahren. Aber die sind doch dennoch nicht mein Hobby. Hobbies sind andere Dinge. Es ist Unterhaltung. Nicht mehr, nicht weniger. Hobby würde es werden, wenn ich mich über das reine konsumieren hinaus damit beschäftigen würde. Wäre bei mir in Wikipedia schreiben. Aber gegen die Platzhirsche käme ich nie an, die den ganzen Bereich vollends vergurkt haben.