Gescheiterte Anime und Manga sollen von Fans gerettet werden

Im Rahmen ihrer »Cool Japan«-Strategie hat die japanische Regierung vor Kurzem mehrere Vorschläge für ein nachhaltiges Wachstum der eigenen Unterhaltungsindustrie diskutiert. Wir fassen zusammen.

Auswahlverfahren mit Fan-Beteiligung

Japans Regierung sieht die Popkultur als wichtige Zukunftsbranche. Um das Wachstum zu sichern, schlägt der Unternehmensverband Keizai Doyukai unter anderem vor, unvollendete Manga-Reihen als Anime umzusetzen. Deren Erfolg soll durch ein gestaffeltes Förderprogramm langfristig gestärkt werden.

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In der Anfangsphase sollen Fans aus dem In- und Ausland über soziale Netzwerke zusammengebracht werden, um Vorproduktionen sowie gescheiterte Manga zu bewerten. Die am besten bewerteten Titel würden anschließend als Kurzfilme umgesetzt und danach erneut für Abstimmungen ins Rennen geschickt.

Für die Gewinnerwerke soll daraufhin ein Konzept für eine Anime-Adaption entwickelt und ein Produktionskomitee ins Leben gerufen werden. Die Finanzierung ist über einen speziellen Fonds vorgesehen, in den sowohl engagierte Anime-Fans als auch Produzenten aus der Branche investieren können.

Es wurde hervorgehoben, dass alle Titel zur Abstimmung stehen sollen – selbst abgebrochene Anime oder Manga. Bei Manga betrifft dies sogar Werke ohne Serienveröffentlichung, die bislang ausschließlich online erschienen sind.

Probleme müssen bewältigt werden

Der Plan des Keizai Doyukai sieht außerdem vor, dass die Regierung finanzielle Unterstützung für Bildungseinrichtungen, Auszeichnungen, Übersetzungen und Messeauftritte bereitstellt. So sollen kleine und mittelständische Unternehmen die Möglichkeit erhalten, Vorproduktionen sowie deren Nachbearbeitung umzusetzen.

Zugleich wurden die grundlegenden Herausforderungen der Anime-Industrie thematisiert – darunter stagnierende Löhne, Personalmangel sowie Defizite im bestehenden Produktionsausschuss-System, das zur Folge hat, dass es an Produzenten fehlt, die Anime erfolgreich international vermarkten können.

Zur Bewältigung dieser Probleme empfiehlt der Bericht verschiedene politische Schritte. Dazu gehören unter anderem die Überprüfung von Vertragspraktiken sowie die Förderung der Einhaltung geltender Gesetze und Richtlinien.

Beruf des Animators verbessern

Darüber hinaus sollen Gehälter von Animatoren, die seit über zehn Jahren stagnieren, überprüft und die Einnahmen gerechter auf Freiberufler verteilt werden. Einer Umfrage aus dem Vorjahr zufolge arbeiten 47,3 % der Animatoren in Japan freiberuflich – mit zahlreichen Nachteilen gegenüber Angestellten.

In einem weiteren Punkt wurde angemerkt, dass die derzeitige Zahl an Produktionen nicht mit dem tatsächlichen Personalangebot übereinstimmt und ein gravierender Mangel an Humanressourcen besteht, wodurch Terminverschiebungen und Personalkonflikte letztlich zur Regel werden könnten.

Um dem entgegenzuwirken, soll der Beruf des Animators durch deutlich verbesserte Arbeitsbedingungen und eine signifikante Lohnsteigerung aufgewertet werden, um diesen für Nachwuchskräfte – auch aus dem Ausland – attraktiver zu gestalten.

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Via Keizai Doyukai
© ZENSHU/MAPPA

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Akai

Statt unvollendete Manga als Anime zu bringen sollte man lieber unvollendete Anime fortführen wie z.b. Wotakoi

Saya

Ja, oder Pandora Hearts und 07-Ghost.

Ich

Ich weiß ja nicht … Aber nur um es gesagt zu haben: Ich bin für No Game No Life, die bereits angekündigte 2. staffel von Tanya The Evil, Faraway Paladin und Drifters.

Was jetzt diese Maßnahmen angeht …

die Förderung der Einhaltung geltender Gesetze und Richtlinien.

Man will also fördern, dass man sich an Gesetze und Richtlinien hält? Ich hätte da so eine ganz wilde Idee: Wenn jemand gegen das Gesetzt verstößt verurteilt man ihn. Und wenn die Person das nicht bem ersten Mal versteht, macht man das solange bis es verstanden wird – notfalls auch im Gefängnis.

Das ist doch Irrsinn! Fördern, dass Leute sich ans Gesetz halten … das muss man mal wirklich sacken lassen. Wenn man soweit ist, hat man meiner Meinung nach ein grundlegendes gesellschaftliches Problem – und zwar ein gravierendes.

soll der Beruf des Animators durch deutlich verbesserte Arbeitsbedingungen und eine signifikante Lohnsteigerung aufgewertet werden

Das fällt denen aber früh auf. Ich bin mal gespannt, was die Wort ‚deutlich‘ und ’signifikant‘ in der praktischen Umsetzung bedeuten werden.

Miror

Ich glaube bei »die Förderung der Einhaltung geltender Gesetze und Richtlinien«
geht es warscheinlich um Piraterie.

Sarada

Das sind sehr gute Ideen finde ich, weil hinter jedem Manga und jedem Anime steckt so viel Arbeit, die es wertzuschätzen gilt.
Vorallem gibt es einige verbogene Perlen, die mehr Aufmerksamkeit verdient hätten, wie die Walkinder, ich war total traurig, dass der Anime so überstürzt beendet wurde.

Shinigami

Ok dies macht für mich aber nur bei Anime und Manga Sinn, die auf einer Vorlage beruhen wo genug Material existiert um dies weiterzumachen, wobei man eben erwähnen muss das die wohl nicht ohne Grund abgebrochen wurde. Womit für mich es nur logisch wäre dieses Verfahren auf Anime zu münzen die gut ankamen aber nur als Werbezweck Produziert wurden.

Guts

und ein Produktionskomitee ins Leben gerufen werden.

Hoffentlich meinen die mit »Komitee« nicht die Art von Komitee, die es bei fast jedem Anime gibt und hauptverantwortlich für die schlechte Situation sind.

neo

Also zusammengefasst: um mehr Anime zu produzieren, braucht man mehr gut ausgebildetes und talentiertes Personal. Da in Japan Vollbeschäftigung vorherrscht, will man die Ausbeutung durch Scheinselbstständigkeit bekämpfen und Tariflöhne erhöhen, wodurch Japaner vom Berufswechsel und Ausländer von der Immigration überzeugt werden. Sobald das geschafft ist, kann man überlegen, welche Anime eine Fortsetzung erhalten. Wenn ich mir aber den antisozialistischen Grundton in vielen Animes anschaue, bezweifel ich, dass Arbeitnehmerrechte in Japan besonders hoch im Kurs stehen.

Auf meiner Wunschliste steht eine Finale Staffel von The Devil is a Part-Timer. Battle Angel Alita hat bisher auch keine vollständige Adaption erfahren. Gleiches Schicksal teilen Angel Sanctuary und 3×3 Augen, aber auf Grund geänderten Geschmacks stehen sie nicht auf meiner Prioritätenliste. Wichtiger wäre mir ein beschleunigtes Release von Tensura und ShanFro, sonst haben die in 10 Jahren noch nicht ihre Light Novels eingeholt.

Prinzprinz

also ich wäre für eine fortsetzung von kodomo no jikan ist so ein peak manga hat aber leider nie eine 2 staffel bekommen

Juri-chan

Die Finanzierung ist über einen speziellen Fonds vorgesehen, in den sowohl engagierte Anime-Fans als auch Produzenten aus der Branche investieren können.

Also so eine Art Kickstarter Seite, speziell für Animes und Mangas.

Es wurde hervorgehoben, dass alle Titel zur Abstimmung stehen sollen – selbst abgebrochene Anime oder Manga. Bei Manga betrifft dies sogar Werke ohne Serienveröffentlichung, die bislang ausschließlich online erschienen sind.

Bin jetzt nicht ganz sicher.
Sind damit jetzt auch ältere Mangas gemeint, die abgeschlossen aber nie einen Anime bekommen haben?

Falls ja, würde ich das unglaublich super finden.
Weil so könnten auch ältere Manga Fans, ihre alten Lieblinge, irgendwann als Anime sehen.

Ich würde sofort für eine Anime Umsetzung von IM: Great Priest Imhotepund Magico spenden. Von den beiden, wollte ich schon immer einen Anime sehen. ONIGAI. 🙇‍♀️🙏

Marcus Cyron

»In einem weiteren Punkt wurde angemerkt, dass die derzeitige Zahl an Produktionen nicht mit dem tatsächlichen Personalangebot übereinstimmt und ein gravierender Mangel an Humanressourcen besteht, wodurch Terminverschiebungen und Personalkonflikte letztlich zur Regel werden könnten.«

Ah ja. Darum will man noch mehr produzieren, sogar das, was schon gescheitert war. Ja, ne, is klar. Macht ja mal Sinn.