Ex-»Shonen Jump«-Chefredakteur kritisiert »One Piece«-Schöpfer

Kazuhiko Torishima, ehemaliger Chefredakteur des »Shonen Jump«-Magazins, erregte kürzlich Aufmerksamkeit, als er deutliche Kritik sowohl an »One Piece«-Autor Eiichiro Oda als auch an seinem früheren Arbeitgeber Shueisha übte. Wir fassen zusammen.

Manga vernachlässigt

In seinem neuen Buch »BOTSU: The ›Hated‹ Work Methods of the Legendary Editor-in-Chief of Weekly Shonen Jump« äußerte sich Torishima, der bei Shueisha in den 1980er-Jahren für die erste Hälfte von »Dragon Ball« verantwortlich war, wie folgt:

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»Wenn ich Odas Redakteur wäre, würde ich ihm ein besonders hartes und direktes Feedback zu seinem Manga geben – gerade weil er so viel Talent hat. Meiner Meinung nach hat er sich zu stark in den Anime-Prozess eingemischt.

Meine eigentliche Kritik richtet sich daher weniger gegen ›One Piece‹ selbst, sondern vielmehr gegen die redaktionellen Strukturen der ›Shonen Jump‹. Ich finde, Redakteure sollten sich nicht von Mangaka einschüchtern lassen.

Es heißt, dass Oda manchmal gar nicht ans Telefon geht, wenn jüngere Redakteure ihn kontaktieren wollen. An deren Stelle würde ich kurzerhand persönlich in sein Studio fahren und ihn so lange unter Druck setzen, bis ein Gespräch zustande kommt.«

Die Kritik kommt zu einer Zeit, in der vielfach über Odas Engagement bei der Netflix-Adaption von »One Piece« berichtet wird. Der Mangaka begleitet die Serie als kreativer Berater und besuchte sogar die Dreharbeiten in Südafrika.

Auf der Japan Expo Paris, die im Juli 2025 in Frankreich stattfand, bekräftigte Torishima seine Äußerungen und betonte, dass die Qualität des Manga spürbar nachgelassen habe. Zugleich erkenne er jedoch auch den enormen Erfolg des Werks an.

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Via X (1, 2)
©1999 Toei Animation Co., Ltd. ©Eiichiro Oda/Shueisha, Toei Animation

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Shino-chan

Es gab vielleicht 2 mal dieses oder letztes Jahr Kapitel wo die Zeichnungen erst nicht ganz fertig waren, aber ansonsten wüsste ich nicht wo der Manga spürbar an Qualität verloren hätte, sowohl vom zeichnerischen als auch von der Story her.
Und wenn sich Oda in die Animeserie einmischen würde, wäre mir das sogar lieb. Die Filme bei denen er mitgewirkt hatte waren jedenfalls recht gut.
Die Serie hat die bekannten Probleme, vor allem das Pacing.

Sani

Volle Zustimmung! 🤨👍

Hilfshase

Widerlich, Oda hat bald 30 Jahre seines Lebens nahezu durchgehend diesem Werk gewidmet. Die Dreistigkeit zu besitzen Jump Redakteure zu kritisieren, weil sie ihrem besten Mann Freiheiten gewähren.

Guts

Gibt ja zwei Arten von Redakteuren:

  1. die einen, die vom Verlag sind und den Autoren/Mangaka für eine »bessere« Vermarktung ständig reinreden (wie z.B. gib dieser Figur mehr Screentime, lass die Figur sterben/leben, mach dort die Oberweite größer, pack noch mehr Humor rein usw.)
  2. die anderen, die direkt für den Mangaka arbeiten und die Recherchearbeit und so Dinge übernehmen.

Letztere kann man da als die »guten« Redakteure bezeichnen, die arbeiten eng mit den Mangaka zusammen und leben ebenfalls für das Werk, diese sollte man natürlich nicht »einschüchtern«, sondern auf Augenhöhe mit ihnen kommunizieren, diese Redakteure sollten aber genauso wenig irgendwelche Speichelecker und Ja-Sager sein.
Bei ersteren sieht es schon anders aus, die sollte man selbstverständlich ebenfalls anhören, aber ihnen nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken, denn ehe du dich versiehst, ist dein Werk völlig entstellt. Nicht ans Telefon zu gehen kann man da als Selbstschutz werten 😛

Samu

Also die erste Kategorie pauschal als schlechter zu bezeichnen, ist auch nicht ganz korrekt. Vei Dragon Ball wissen wir nachweislich, dass sein Redakteur für Cell verantwortlich ist.
Ich glaube es kommt immer auf den Autor an, welche Art von Redakteur besser ist.

Peter Griffin

Das war sogar Torishima, auch wenn er zu dem Zeitpunkt bereits der ehemalige Redakteur von Dragonball war.

Guts

Gab aber auch genug negative Veränderungen mit weitreichenden Folgen, z.B. der zu starke Fokus auf Action und Kämpfe um den Erfolg anzukurbeln, die Story wurde danach noch weiter vernachlässigt. Besonders für die unzähligen Plot Holes war das nicht besonders förderlich.

Ich

mach dort die Oberweite größer

Ich weiß ja nicht wie das im Manga aussieht, aber beim Anime scheint man ja drauf gehört zu haben.

Shino-chan

Toei übertreibt es eindeutig mit der Oberweite. Klar, Oda zeichnet auch schon recht üppig, aber es wirkt meiner Meinung noch normal. Aber bei Toei werden wirklich Melonen draus und die ganze Körperproportion sieht teils unschön aus. Gerade bei Bonny, z.B. kurz nach der Ankunft auf Egghead als Ruffy, Chopper, Jimbei und Bonny sich umziehen, sieht es schrecklich aus.

Simon

Kann ich aus mehreren Punkten nicht nachvollziehen:

1) hat man schon von mehreren Mangaka (Death Note / Dragonball) gehört, dass die Redakteure auf sie Druck ausgeübt haben, dass die Serien, gegen deren willen fortgeführt werden muss

2) ist Oda wohl im Mangabereich der mächtigste Autor, also ganz klar, dass er Freiheiten hat, die die meißten anderen nicht haben

3) finde ich persönlich und von dem was ich so höre, geht es der Mehrzahl anderer Leser genauso, dass der One Piece Manga vor allem in Richtung Story immer stärker wird

Legdrasil

Ich finde es immer wieder erschreckend wie manche Leute reagieren, wenn jemand, der professionell mit etwas arbeitet, sich zu etwas kritisch oder negativ äußert, insbesondere wenn das länger sein Job ist, als manch einer von uns der hier kommentiert, leben mag.

Gerade hier wird es besonders deutlich. Torishima kritisiert sehr deutlich was er aus seiner Sicht nicht gut findet und macht auch deutlich, dass rs ihm auch viel mehr um die Strukturen im Hintergrund geht. Redakteure sind nicht das absolut Böse, wie es manch einer hier verkauft. Die sind nicht dafür da, nur die Drecksarbeit für die Zeichner zu machen oder irgendwie, sondern die sind der wichtigste und erste Input von Außen, den die Mangaka bekommen. Wenn dann jemand einfach alles abnickt, ist das schlicht nicht gut, weil man sich sonst oft in Ideen verpennt, die Mist sind.

Ich empfinde einfach die Kritik an Oda gerechtfertigt. Er hat ohnehin schon mehr Freiheiten als andere Autoren, aber dann Leute zu ignorieren wie ss ihm passt, geht halt keinen Meter klar, schon gar nicht wenn er als Profi arbeitet, dann hat er sich auch wie ein Profi zu verhalten. Selbst wenn One Piece sein Baby ist.

Ich empfinde es ebenfalls so, dass One Piece sich aktuell auf einer Talfahrt befindet. Der letzte echte Höhepunkt war zwar Gear 5 und ist meiner Meinung auch das beste was One Oiece aktuell zu bieten hat, aber der Twist um Gear 5 ist Mist, da der einfach so aus dem Nichts und ohne Aufbau daher kommt… und das ist nicht das einzige. Die Kämpfe kommen im zunehmenden Verlauf vom Manga immer mehr wie ein Roman daher, so sehr sind die mit Textblasen zugekleistert und es kommt dabei keine Dynamik auf. Ist mir gerade beim Lesen von Marineford stark aufgefallen und hat sich seither immer mehr verschlimmert. Handlungselemente, wie die Interaktion der Strohhüte untereinander, die ein integraler Bestandteil der Serie waren, fehlen aktuell völlig. Dazu seine Unsitte jeden noch so unwichtigen Nebencharakter komplett auszuerzählen im Manga, bläht die Geschichte unnötig auf. Ich mag das an sich ja auch wenn Welten durch so etwas lebendig wirken, aber es braucht jetzt wirklich nicht jeder die komplette Backstory, wenn dafür dann Informationen unsere Protagonistengruppe betreffend (bspw. Zorros Herkunft) irgendwo in Data Books oder Q & A’s geklärt werden. Dazu die unsägliche Erzählstruktur der letzten Zeit die mich jetzt im Endgame schon sehr nervt. One Piece ist dabei beileibe kein schlechter Manga (anders als der Anime seid einiger Zeit), aber als das unfehlbare Meisterwerk kann man ihn nicht betrachten, finde ich. Zumal Oda auch nicht der Gott ist, für den viele ihn halten. Er ist ein Mensch, mehr nicht.

Samu

Also die Qualität hat in meinen Augen nicht nachgelassen, aber er hat zumindest einen Punkt.
Oda hat in Elbaph teils komische Flüchtigkeitsfehler begangen und seit die Netflix Adaptation produziert wird, ist sein Kapitel Output auch spürbar zurückgegangen. Ebenso ist es kein Zufall, dass jetzt mehr kommt, wenn die Netflix Produktion aktuell pausiert ist.
Junge Redakteure ignorieren geht sowieso nicht, aber das ist hören-sagen,falls es stimmt, dann uncool von Oda.