Taiki Sakurai, der von 2017 bis 2023 als Anime-Chefproduzent bei Netflix tätig war, übte in einem Interview deutliche Kritik an der Anime-Strategie des Streaming-Dienstes – insbesondere in Bezug auf Eigenproduktionen. Wir fassen zusammen.
Kritik an Eigenproduktionen
Sakurai ist der Ansicht, dass es wohl strategisch sinnvoller gewesen wäre, bestehende Anime-Serien einfach zu lizenzieren, statt von Anfang an hohe Beträge in eigene Produktionen (»Netflix Originals«) zu stecken. Diese Herangehensweise habe sich seiner Meinung nach letztlich nicht als besonders erfolgreich herausgestellt:
»Immer häufiger zeigt sich, dass die Bündelung aller Rechte bei einem Unternehmen weder Netflix noch den Schöpfern Vorteile bringt. Bei Titeln wie ›Leviathan‹ wäre es für Netflix wohl günstiger gewesen, lediglich die Streaming-Lizenz von einem Produktionskomitee zu erwerben, statt alles selbst zu finanzieren.«
Während seiner Amtszeit verfolgte Netflix die Strategie, mit erheblichen Investitionen eigene Anime-Produktionen zu schaffen und diese exklusiv weltweit zu vertreiben. Rückblickend hält Sakurai diese Entscheidung jedoch für wenig klug:
»Trotz zahlreicher Eigenproduktionen waren es am Ende vor allem jene Anime, deren Streaming-Rechte wir günstig von externen Produktionskomitees erworben hatten, die sich letztlich als die wirklich erfolgreichen erwiesen. Das warf die berechtigte Frage auf: Warum überhaupt eigene Produktionen auf die Beine stellen? Ich empfinde es als äußerst beschämend, dass wir keine überzeugenden Ergebnisse erzielen konnten.«
Im Gegensatz zu Sakurais Einschätzung vertritt Yuji Yamano, Content Director von Netflix Japan, eine andere Ansicht. Er bezeichnete »Saiki K.: Reawakened« – eine der ersten Anime-Produktionen von Netflix aus dem Jahr 2019 – als Schlüsselmoment, der maßgeblich zum Erfolg von Anime-Inhalten auf der Plattform beigetragen habe.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die Anime-Strategie von Netflix in den nächsten Jahren entwickelt. Erst kürzlich hat der Streaming-Dienst seine großen Pläne verkündet, künftig der führende Anbieter von Anime-Inhalten werden zu wollen.
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Via Toyo Keizai
© CD PROJEKT RED / Netflix
Ich fand Leviathan echt nice, hatte was von dem Game Iron Harvest.
War jetzt nicht schlecht, aber hinkt deutlich der Vorlage und den dazugehörigen Artworks hinterher. Ich fand auch ziemlich ernüchternd, wie die Konzeptzeichnungen im Abspann der Folgen sogar besser aussahen, als die dazugehörigen Szenen im Anime selbst.
Wobei mir aber sowieso kein japanisches Studio einfällt, dass das Material akkurat umsetzen hätte können. Wäre eher was für die Franzosen gewesen.
Er stellt sich damit selbst als Versager hin, weil er für die meisten Titel verantwortlich war. Wo arbeitet der denn aktuell, hat er vielleicht ein Interesse daran, dass das Dumping fördernde Produktionskomitee-System am Leben bleibt? Eigentlich weiß jeder Kreative in Japan, dass selber produzieren besser ist als sich auf ein Komitee einzulassen.
Und so daneben kann die Strategie ja gar nicht gewesen sein, denn »Cyberpunk Edgerunner« war einer der erfolgreichsten Anime überhaupt. Zumal Netflix längst die Reißleine gezogen hätte, wenn das alles finanziell angeblich so schlecht laufen würde.
Man kann nur das lizenzieren was es auch gibt, da der Anime aber nicht ins Beuteschema der Japaner passt, wäre er somit erst gar nicht produziert worden.
Und lieber Netflix produziert zusätzlich selbst Titel als sich nur aus den unzähligen immergleichen Adaptionen zu bedienen, die da vermehrt aus Japan kommen.
Ich denke, die Frage ist dabei doch eher: Was für Projekte produziert man? Wenn das, was sie sich ausgesucht haben nicht den gewünschten Erfolg hatte, hat man vielleicht einfach die falschen Projekte gewählt. Das wäre ja auch eine Betrachtungsweise.