Erneuter Anstieg: Immer mehr Anime-Studios müssen schließen

Laut einem aktuellen Bericht des Finanzforschungsunternehmens Teikoku Databank sind zwischen Januar und September dieses Jahres acht Anime-Produktionsfirmen aus dem Markt ausgeschieden. Wir fassen zusammen.

Studio-Schließungen steigen weiter

Die Daten von Teikoku Databank zeigen, dass zwei Studios wegen Insolvenz schließen mussten, während sechs weitere ihren Betrieb eigenständig aufgegeben haben. Damit könnte die Zahl der Schließungen in diesem Jahr zum dritten Mal in Folge steigen (2023: acht, 2024: zehn) und womöglich das Niveau von 2018 erreichen, als 16 Unternehmen wegfielen – acht davon in den ersten neun Monaten.

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Dabei ist erwähnenswert, dass es sich bei rund der Hälfte der betroffenen Studios um sogenannte »Hauptunternehmer« oder »Bruttoauftragnehmer« handelt – also solche, die in der Lage sind, Produktionsaufträge direkt anzunehmen und auszuführen. Die übrigen sind kleinere »Spezialstudios«, die meist als Subunternehmer fungieren.

Zu den bekanntesten Fällen der ersten Kategorie gehörten in den vergangenen Jahren EKACHI EPILKA (»Demon Lord, Retry!« und »Crossing Time«), Studio 5 Inc. (»Exception«, »Make My Day« sowie 3DCGI-Arbeiten an »Heavenly Delusions«) und Cloud Hearts (»The New Gate« sowie das von Problemen geplagte »Whisper Me a Love Song«).

Kosten übersteigen Umsatz

Trotz des stetig wachsenden Anime-Markts und der steigenden Nachfrage im Ausland geraten Produktionsfirmen immer wieder in eine Situation, in der sie zwar viel zu tun haben, aber keine Gewinne erzielen, da die ebenso zunehmenden Produktions- und Arbeitskosten das Umsatzwachstum in der Branche deutlich übersteigen.

Am stärksten betroffen sind in diesem Zusammenhang natürlich kleine sowie mittlere Studios ohne stabile Einnahmequellen wie eigenem geistigen Eigentum (IP). Bei einer Umfrage von Teikoku Databank gaben 60 Prozent der Hauptauftragnehmer an, dass sich ihre Leistung im Geschäftsjahr 2024 verschlechtert habe. Teilweise seien die Erträge auch durch den schwachen Yen deutlich zurückgegangen.

Die Folge sind erwartungsgemäß Verzögerungen in der Produktion. Einige Anime-Titel, die vom laufenden Jahr auf 2026 verschoben wurden, sind zum Beispiel »Go for It, Nakamura!«, »The Barbarian’s Bride« und »Witch Hat Atelier«.

Daher verwundert es nicht, dass Branchenexperten schon lange eine Reformierung der Anime-Industrie fordern, um diesen negativen Trend entgegenzuwirken. Zwar gibt es bereits erste Bemühungen der japanischen Regierung, doch diese werden vielerorts noch skeptisch wahrgenommen.

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Via Teikoku Databank
© Nana Mikoshiba / Riko Korie / Kodansha

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Ich

Nun, wenn eben alls nur auf Kante genäht ist, verwundert es auch nicht, wenn dann was wegbricht. Man sollte jas meinen, dass die jap. Regierung, die Anime ja nach außen hin tragen wollen Interesse daran haben, dass so etwas nicht geschieht bzw. dem entgegenzuwirken. Was sollten sie denn auch großartig nach außen tragen, wenn kein Studio mehr da ist, dass das herstellt?

Den Produktionskommitees sollte doch eigentlich auch daran gelegen sein, dass die Studios weiter existieren. Wer sollte sonst dafür sorgen, dass deren Kassen klingeln? Wenn das so weitergehen sollte, werden ja nicht mehr viele Studios über bleiben. Und die, die dann noch da sind, werden ja nur begrenzte Kapazitäten haben.

Gimblou

Dabei sahen die Animes in den letzten Jahren so hochwertig aus. Die austauschbaren kantigen Gesichter werde ich vermissen. Es werden in Japan keine qualitativen Animes mehr produziert, es sei denn, der alte Esoteriker Myazaki kehrt alle paar Jahre aus seinem Ruhestand zurück und macht den immer gleichen Naturgeist-Blösinn, aber in schöner Animation. Die meisten Animes sind so dermaßen hässlich, dass ich mich mit dem Werkzeugkasten (Dämonenkönig, Harem, power garbage…) gar nicht erst beschäftigen muss.