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Die zwölfteilige Anime-Serie »Redo of Healer« (jap.: »Kaifuku Jutsushi no Yarinaoshi«) sorgte bereits frühzeitig nach der Ausstrahlung der ersten Episode für Schlagzeilen. Die Macher warnten vor extremer Gewalt und auch zahlreiche Beschwerden gingen in Japan ein. Hierzulande wurde die Serie nicht im Simulcast gezeigt, da alle gängigen Streaming-Dienste den Anime nicht in ihrem Programm haben wollten.
Auf DVD und Blu-ray bietet AniMoon Publishing die Dark-Fantasy-Serie seit Dezember 2021 komplett ungeschnitten und unzensiert ohne FSK-Kennzeichnung zum Kauf an. Wir haben einen Blick in die kontroverse Serie geworfen und verraten euch in dieser Review, worauf ihr euch bei diesem Titel gefasst machen könnt.
Die Rache des Heilers wird gnadenlos sein …
In einer Welt der Krieger und Dämonen werden immer wieder Helden mit außergewöhnlichen Fähigkeiten geboren. Darunter auch Keyaru, der jedoch von seiner Heldengruppe unter Drogen gesetzt und gefügig gemacht, missbraucht und sadistisch gefoltert wird. Durch sein Jadeauge erhält er die Chance auf einen Neuanfang mit nur einem Ziel: Rache an seinen Peinigern!
»Redo of Healer« lief in Japan in der Winter-Season 2021. Die zwölf Episoden wurden vom 13. Januar bis zum 31. März im japanischen TV ausgestrahlt. Der Anime basiert auf der gleichnamigen Light-Novel-Reihe von Autor Rui Tsukiyo und Illustrator Siokonbu. Die Geschichte besteht derzeit aus zehn Bänden und ist fortlaufend.
Durchschnittliche deutsche Vertonung
Die deutsche Umsetzung der kontroversen Anime-Serie entstand bei der TNT Media GmbH, die unter anderem die deutsche Fassung für »Is This a Zombie?« und »Magical Girl Site« erstellt haben, in Berlin. Die Dialogregie übernahm hierbei Martin Irnich (»Pet Girl of Sakurasou«). Eine offizielle Sprecherliste wurde bisher nicht veröffentlicht.
Aufgrund der Kontroverse der Serie, die deutlich höher als bei »School Days« oder »Yosuga no Sora« ist, verzichtet AniMoon Publishing auf eine Vorstellung des deutschen Sprechercasts. Auch die gängigen Synchro-Clips gibt es bei »Redo of Healer« nicht. Verschiedene Quellen listen vereinzelte Sprecher. Als Quelle ziehen wir hier die Synchronkartei heran.
Keyaru/Keyarga – Held der Heilung
Protagonist Keyaru ist zu Beginn ein freundlicher Geselle, der aufgeregt in seine Helden-Zukunft blickt. Durch die bewussten und vorsätzlichen Übergriffe (sexualisierte Gewalt, Missbrauch) durch die anderen Helden und weiteren Personen, die dies über einen längeren Zeitraum an ihm durchführen, durchlebt seine Persönlichkeit eine 180 Grad Drehung. Die Folge ist ein rachsüchtiger, brutaler, grausamer, sadistischer, manipulativer und psychopathischer Misanthrop.
In der deutschen Version leiht Adam Nümm der Figur seine Stimme. Nümm kennt man beispielsweise als Taiga Kagami in »Kuroko’s Basketball« oder Koori Ui in »Tokyo Ghoul:re«. Eine Idealbesetzung stellt der Sprecher nicht dar, eine absolute Fehlbesetzung aber auch nicht. Unter einer anderen Regieleitung wäre wahrscheinlich deutlich mehr bei Nümm herausgekommen.
Mein Eindruck ist zwiegespalten. Die Leistung steigert sich zwar im Verlauf, doch bleibt es im Grunde durchschnittlich. Die Balance zwischen der Normalität sowie der rachsüchtigen Art von Keyaru gelingt Nümm noch nicht ganz.
Flare/Freiya – Heldin der Zauber
Prinzessin Flare ist egozentrisch, sadistisch und manipulativ. Anna Gamburg, Tohka Yatogami in »Date a Live«, ist in der Rolle der arroganten Prinzessin zu hören. Leider gelingt es Gamburg für meinen Geschmack nicht wirklich, die verachtenswerten Seiten der Figur zu spielen. Das Ergebnis in den ersten vier Episoden klingt nicht glaubhaft.
Nach der Gehirnwäsche seitens Keyaru tritt Flare als Freiya auf. Ihre Persönlichkeit ändert sich hierbei komplett. Freiya besitzt einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und ist freundlich unterwegs – jedenfalls zu (netten) Personen, die es verdienen. Während Gamburg mich als Flare nicht überzeugen konnte, gelingt es ihr immerhin, als Freiya eine durchschnittliche Leistung zu erbringen.
Die Synchro im Allgemeinen
Auf Anhieb überzeugt beispielsweise Klaus-Dieter Klebsch als König Prome, doch auch Isabella Vinet liefert als Setsuna eine durchaus gute Performance. Bei Vinet ist jedoch noch Luft nach oben vorhanden, um noch besser herüberzukommen. Suboptimal ist die Besetzung von Amir Yarahi, alias Kurono, auf Renard. Stimmlich wirkt Kurono auf der Rolle erzwungen, gekünstelt und unglaubwürdig.
Im Allgemeinen befindet sich die Synchronisation in den ersten vier Episoden lediglich auf einem durchschnittlichen Niveau, mit Ausreißern nach oben und nach unten. Leider gelingt es der Regie nicht, das bestmögliche aus den Synchronschauspielern herauszuholen.
Schwankende Qualität in der visuellen Darstellung
Die Anime-Adaption entstand unter der Regie von Takuya Asaoka im Studio TNK (»Doreiku: The Animation«, »School Days«). Junji Gotou (»School Days«, »Highschool DxD«) steuerte dabei das Design für die Charaktere bei. Bei AniMoon Publishing erscheint die Serie auf Blu-ray im Format 16:9 mit einer Auflösung von 1080p. Der Ton wird als DTS-HD MA 2.0 geboten.
Die visuelle Umsetzung der Serie ist Standard. Optisch sticht der Anime nicht aus der Masse heraus und bewegt sich auf dem mittleren Feld. Die Qualität setzt vereinzelt aus, was in den betreffenden Momenten stark bemerkbar ist. Im Vergleich zur Light Novel wurden einige Übergriffe abgeändert und von der Härtestufe reduziert. Nichtsdestotrotz ist die Darstellung der physischen und psychischen Gewalt stark vertreten.
Die zwölfteilige Serie erscheint bei AniMoon Publishing in insgesamt drei Volumes auf DVD und Blu-ray. Als Verpackung entschied sich der Publisher für ein Mediabook. Ein Sammelschuber liegt dem ersten Volume bei. Als Extra werden ein Maxiposter (80 x 40 cm) sowie zwei Soft Touch Art Cards geboten.
Bei der Disc-Veröffentlichung verzichtet der Publisher komplett auf den Blu-ray-Balken. Lediglich auf der Banderole ist dieser aufgedruckt, um das entsprechende Format anzugeben. Auf der Banderole befindet sich zudem folgende Warnung: »Ungeprüfte Version ohne Altersfreigabe. Verkauf nur an Erwachsene. Keine Weitergabe an Minderjährige.«
Wenn das Opfer zum schonungslosen Peiniger wird
Mit »Redo of Healer« erscheint bei AniMoon Publishing die kontroverse Serie schlechthin, die in der nahen Vergangenheit und auch noch jetzt in der Gegenwart heftig diskutiert wird. Rache-Geschichten gibt es zuhauf, doch die Darstellung sexueller Gewalt, die durch den Protagonisten ausgeübt wird, lassen bei diesem Anime eine andere brutale Geschichte aufwarten.
Die Anime-Serie ist nichts für schwache Nerven. Recht früh – in Episoden betrachtet, nicht von der vergangenen Zeit innerhalb der Geschichte – wird das Opfer zum erbarmungslosen Peiniger. Der Protagonist lässt sich auf das Niveau seiner Übeltäter herab und zahlt diesen mit einer Genugtuung die Übergriffe, die er über einen langen Zeitraum erleiden musste, doppelt und dreifach zurück.
Rui Tsukiyo, Autor der umstrittenen Geschichte, äußerte sich bereits zur Brutalität seiner Story. Mit dem Hintergrundwissen ist erkennbar, wie diese Geschichte entstanden ist. Die Light Novel ist in Relation zur Serie erbarmungsloser, doch schon das hier gezeigte in animierter Form ist hemmungslos und gnadenlos. Die expliziten Sexszenen befinden sich beispielsweise auf Hentai-Niveau.
Der Rachefeldzug des Protagonisten lässt sich mit dem Sprichwort »Gleiches mit Gleichem vergelten« beschreiben. Ohne Moral und Skrupel schreitet der Protagonist der Geschichte voran und in Kombination mit expliziter Gewalt und sexuellen Übergriffen – besonders mit Blick auf die umstrittene zweite Episode – verweigerte die FSK nicht umsonst der Serie die FSK-18-Freigabe.
»Redo of Healer« ist provokant und bedient sich vieler kritischen Inhalte. Durch die explizite Gewalt in Kombinationen mit den sexuellen Übergriffen, die aus Sicht des Protagonisten gerechtfertigt sind und voller Freude ausgeübt werden, erzielte der Anime aufgrund der entstandenen Kontroverse eine enorme Bekanntheit. Wer Rache-Geschichten mag und die Inhalte verkraften kann, darf sich hier auf eine schonungslose Serie gefasst machen.
© 2021 Rui Tsukiyo, Siokonbu / KADOKAWA/ Redo of Healer Partners
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