AniSensei #3: So feiert Japan die Jahreswende

Pünktlich um Mitternacht haben wir heute das neue Jahr begrüßt. Doch einige Länder des Pazifikgebiets kamen uns bereits zuvor, so auch Japan. Doch wie feiern die Japaner eigentlich Silvester und Neujahr und gibt es Unterschiede zu Europa?

Das Ende des Jahres beginnt bei vielen Japanern mit der »Bonenkai«, der großen »Jahres-Vergess-Feier«. Dieser besondere Tag wird von einer Gruppe von Freunden, Arbeitskollegen oder einer Firma zelebriert und stellt eine Trinkparty dar, bei der man eine Menge Alkohol konsumiert. »Bonenkai« zählt zwar nicht zum japanischen Neujahrsfest, auch »Shōgatsu« genannt, wird aber üblicherweise Ende Dezember gefeiert und läutet somit die Neujahr-Feierlichkeiten ein.

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Silvester, in Japan auch »Ōmisoka« genannt, wurde bis zum Ende der »Meiji«-Era im Juli 1912 am letzten Tag des zwölften Mondmonats gefeiert. Mit der Umstellung auf den Gregorianischer Kalender fällt dieser Tag nun auf den 31. Dezember. Traditionell werden an Silvester wichtige Sachen des aktuellen Jahres fertiggestellt und das Haus geputzt, damit man komplett frisch ins neue Jahr starten kann. Außerdem werden »Kadomatsu«, eine traditionelle japanische Dekoration, und »Shimenawa«, geschlagene Taue aus Reisstroh, vorbereitet, um den Neujahrs-Gott Toshigami willkommen zu heißen.

Pünktlich um Mitternacht ertönen 108 Mal die Glocken aller buddhistischen Tempel. Dies wird als »Joya no kane« bezeichnet und repräsentiert alle 108 Elemente der »Bonō« – mentale Zustände, die den Geist trüben, wie etwa Angst, Wut, Eifersucht und Depression. In den meisten japanischen Städten wird Silvester auch von Konzerten, Countdowns, Feuerwerken und anderen Events begleitet.

Die Feierlichkeiten des »Shōgatsu« beginnen am 1. Januar des neuen Jahres und dauern drei Tage an. Während in Deutschland das allseits beliebte Fondue oder Raclette am Silvesterabend üblich ist, wird in Japan am Neujahrstag eine Reihe von speziellen Gerichten, die »Osechi« genannt werden, gegessen. Unter anderem gehören Miso-Suppe mit Reiskuchen und Gemüse, Thunfisch in süß gekochtem Seetang, gelierte Fischpaste, pürierte Süßkartoffeln mit Edelkastanie und gesüßte schwarze Bohnen dazu.

Zudem besucht man am Neujahrstag einen Tempel, um für ein glückliches und erfülltes Jahr zu beten und verschickt Grußkarten, da es als sehr respektvoll und ehrwürdig gilt, an seine Liebsten zu denken und diese zu ehren. Sollte ein Familienmitglied im Vorjahr verstorben sein, werden keine Karten verschickt. Um Freunde und Verwandte zu informieren, dass man sich mit den Glückwünschen zurückhält, schickt man in diesem Fall eine einfache Postkarte.

Um den Kindern eine Freude zu bereiten, ist es Brauch, ihnen ein »Otoshidama« (Taschengeld) zu geben. Die Summe richtet sich nach dem Alter und wird in kleinen, dekorierten »Pochibukuro« (Umschlägen) überreicht. Bei mehreren Kindern erhält meist jedes Kind dieselbe Summe, damit sich niemand benachteiligt fühlt.

Schlussendlich unterscheiden sich unser europäisches Silvester und das japanische Neujahr in vielerlei Hinsicht, aber dennoch steht überall die Familie und die Begrüßung des neuen Jahres im Vordergrund. Dabei spielt es keine Rolle, ob man traditionell im Kimono oder Yukata das Feuerwerk besucht, oder daheim mit der ganzen Familie einen ausgelassenen Abend feiert und Raketen in den Himmel aufsteigen lässt.

In diesem Sinne wünschen wir allen Lesern ein frohes neues Jahr!

Weitere Specials aus unserer Reihe »AniSensei« findet ihr hier.

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