In einem Bericht der Financial Times sprach TOHO-Manager Keiji Ota darüber, dass man sich künftig von der exklusiven Anime-Lizenzierung abwenden und seine Titel stattdessen auf mehreren Plattformen gleichzeitig anbieten möchte.
Keine Anime-Monopole
Nach reichlicher Überlegung sei man zu dem Schluss gekommen, dass sich ein Anime nicht wirklich effektiv verbreite, wenn er von einem einzigen Streaming-Dienst monopolisiert und nur von dessen Abonnenten gesehen werde.
Aus diesem Grund möchte man laut Keiji Ota, Managing Executive Officer bei TOHO, das bisherige Lizenzierungsverfahren grundlegend überarbeiten:
»Bisher bestand unsere Strategie darin, lediglich die Masterlizenz zu verkaufen – man erhält sofort eine große Summe und hat anschließend keine weiteren Verpflichtungen. Wir wussten nicht, wie viel Anime und Merchandise in welchen Ländern und Regionen tatsächlich verkauft wurde. Deshalb setzen wir künftig auf eine Strategie, bei der unser internationales Team Lizenzverträge gezielt für jede einzelne Region abschließt.«
Der Wunsch von TOHO nach einem besseren Verständnis dieser Daten aus Übersee resultiere aus der fehlenden Transparenz bei den Lizenzverkaufszahlen, die man zur internen Verteilung der Einnahmen heranziehen würde.
Ein Bloomberg-Bericht aus dem Jahr 2024 sah Crunchyroll als einen der Auslöser für die zunehmende Unzufriedenheit. Darin war auch von Spannungen zwischen TOHO und Crunchyroll die Rede, die dadurch entstanden sein sollen, dass sich der VoD-Dienst wegen der fehlenden Exklusivrechte an »DAN DA DAN« gegen eine umfangreiche Promotion der Anime-Serie entschieden hätte.
Eigene Vertriebspläne
Bereits in den vergangenen Jahren hat TOHO mehrere Schritte unternommen, um den Vertrieb seiner Anime- und Merchandise-Produkte in Übersee besser zu überwachen.
So hat das Unternehmen den nordamerikanischen Filmverleih GKIDS aufgekauft, welcher gerade erst den Erwerb der Rechte am kommenden Compilation-Film zu »Jujutsu Kaisen«, der am 16. Juli 2025 erscheinen soll, bekanntgegeben hat.
Zudem hat TOHO selbst den nordamerikanischen Vertrieb von »My Hero Academia: You’re Next« übernommen, nachdem Crunchyroll die drei vorherigen Filme ins Kino brachte. Immerhin durfte der VoD-Dienst den Streifen in anderen Regionen zeigen.
Darüber hinaus wurde im Merchandise-Bereich der iiZO-Store, in dem Waren aus den hauseigenen Anime-Produktionen angeboten werden, ausgebaut.
Größere Reichweite für mehr Erfolg
In manchen Fällen kann der Exklusivvertrieb eines Anime-Titels einem Werk zum Erfolg verhelfen, in anderen Fällen aber auch von Nachteil sein, weswegen die Rechteinhaber und Studios künftig wohl deutlich sorgfältiger Entscheidungen treffen werden.
Gerade die Erfolgsserien »DAN DA DAN« und »Dragon Ball DAIMA« haben jedoch sehr große Wellen geschlagen – und das vielleicht auch dank der Tatsache, dass beide Titel sofort bei mehreren Streaming-Diensten auf Abruf zur Verfügung standen.
In die Diskussion um Exklusivität schaltete sich selbst Minoru Kiuchi, Staatsminister für die Strategie zum Schutz des geistigen Eigentums und verantwortlich für die »Cool Japan«-Strategie, ein und erklärte, dass er sich am liebsten eine eigene Plattform mit internationaler Reichweite wünschen würde, dies aber sehr schwierig werden könnte.
Stattdessen verwies er auf den YouTube-Kanal Anime Times, auf dem mehrere Studios und Prime Video zunehmend den Vertrieb von Anime testen, sowie auf den schnell wachsenden Anime-Vertrieb REMOW, an dem bereits mehrere große japanische Unternehmen Anteile besitzen und der ebenfalls einen YouTube-Kanal mit dem Namen It’s Anime, auf dem vor allem neue und aktuelle Titel laufen, betreibt.
Es bleibt abzuwarten, wie sich das Thema zukünftig entwickeln wird. Doch was haltet ihr von exklusiven Lizenzen? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen!
- Exklusiv-Lizenzen werden immer häufiger zum Problem
- Japaner beklagen sich über exklusive Lizenzen von Disney+
- TOHO möchte Anzahl seiner Anime-Produktionen verdoppeln
Via Financial Times
© Kōhei Horikoshi / Shueisha, My Hero Academia Production Committee
Dass man von den Exklusivlizenzen weg möchte, finde ich gut (geht mir auch im Gaming Bereich ziemlich auf die Nerven). Wenn das bei mehreren Anbietern läuft, ist ja für mich als Konsument die Chance dadurch höher, dass es auch bei einem Anbieter landet, den ich bereits abonniert habe – somit spare ich mir ein weiteres Abo.
Für die Lizenzgeber gibt es durch die weitere Verbreitung natürlich die Chance, dass die Inhalte auf ein breiteres Publikum treffen – und das müssen ja nicht ausschließlich Anime-Fans sein. Ich meine, Crunchyroll abonniert man sich weil man Anime schauen will. Bei Netflix ist das ja anders. Das kann man sicherlich auch nur abonnieren, um Anime zu schauen. Aber dort ist Anime ja nur ein Teil des Katalogs. Somit spricht das ja auch Leute abseits vom Interesse an Anime an. Und das wiederum könnte dafür sorgen, dass Leute, die sich Animeinhalte sonst nicht wirklich anschauen bei dem ein oder anderen Titel vielleicht doch mal reinschauen weil ein latentes Interesse aufkommt.
Aber dann müssen die Synchros Zentral durch das Anime-Produktions-Komitee synchronisiert werden. Sonst haben wir x-Varianten an Synchros und unnütze Kosten. Und die Komitees legen am Ende die Disk-Veröffentlichter fest.
Schnelleres Free-TV Veröffentlichungen in Form von – 1-2 Wochen nach der deutschen Streaming-Start wird es Werbe-Finaziert auf Joyn oder RTL+ gezeigt (maximal 1 Woche) – und zu späterer Zeit regular wenn es sich lohnt. Und alles dank der Synchro vom Produktions-Komitee. Wobei es auch sein kann, dass es nicht so gut sein könnte.
Müssen sie nicht; passiert ja jetzt auch nicht. Und die Kosten liegen ja beim jeweiligen Lizenznehmer, der sie machen lässt.
Stark. An dieser für Japan modernen Herangehensweise können sich andere Unternehmen gerne mal eine Scheibe von abschneiden. Vor allem die, die ihre Anime teils nicht einmal auf einem einzigen Dienst anbieten. *Hust* Toei *Hust*
An sich eine gute Sache. So müssen Konsumenten nicht 5+ Abos abschließen, weil bestimmte Titel nur auf bestimmten Plattformen läuft.
Allerdings betrifft das bisher nur TOHO. Die Konkurrenz hat sich ja noch nicht dazu gemeldet. Und gerade bei Aniplex (Sony) könnte ich mir vorstellen, dass sie das ganz anders sehen, so wie sie sich in Strategie-Papieren bezüglich Zukunftsvisionen in naher Vergangenheit immer wieder geäußert haben. Die scheinen eher Exklusivität zu leben. Und mit CR und mehreren Studios unterm Nagel lässt sich das auch recht einfach drehen.
Toei macht eh schon seit Jahrzenten sein eigenes Ding, da wird sich sowieso nichts tun.
Avex (existiert noch?) ist wahrscheinlich eh nur noch in der Musikbranche unterwegs (wenn sie dort nicht auch schon von Sony und Universal Music verdrängt wurden).
Bandai Visual….
Kadokawa: (Fast) Sklave von Sony.
Mit Pony Canyon, Bushiroad und Warner Bros. Japan lässt sich wahrscheinlich zumindest reden.
Square Enix: kaum relevant? (sollen sie sich auf die Gaming-Industrie konzentrieren)
Rest ist eher unbekannt / nicht relevant (ergo würde nicht den großen Unterschied mit sich bringen)
Mich würde eher mal interessieren, wer die Geldgeber hinter REMOW sind. (sollte ich vielleicht mal googlen, wenn ich zuhause bin)
An sich stört es mich nicht, je mehr Unternehmen da mitmachen (würden), desto besser, also das sich Verabschieden von der Exklusivität.
Wenn aber nur TOHO (und [nicht] nennenswert Unrelevante) mitziehen, würde das höchstens ein Viertel aller Titel betreffen. Für den Konsumenten würde das wohl kaum ein Unterschied für den Geldbeutel machen.
Ich freue mich dennoch über jeden, der genauso denkt und seine Strategie danach ausrichtet.
Ist jetzt nicht wirklich überraschend.
Die Studios/Produzenten/Vertriebe/etc. sind natürlich daran interessiert, dass sie ihre Filme und Serien in möglichst vielen Plattformen zeigen können. Denn so ist das potentielle Publikum grösser und wenn mehr geschaut wird (je nach Lizenzvertrag), je mehr Geld gibt es für sie.
Da besteht nun einmal ein Zielkonflikt mit den Streamingplattformen. Denn diese möchten natürlich Exklusivtitel. Denn es muss ja einen USP (Unique Selling Proposition) geben, warum man gerade ein Abo für ihre Plattform kaufen soll. Wer würde Crunchyroll abonnieren, wenn Netflix sämtliche Anime-Titel auch anbietet (+Realfilme und -serien etc.)? Entsprechend versuchen die Streamingplattformen, dass die Titel auch exklusiv sind.