Reichweite statt Kontrolle: Analyst erklärt Sonys Anime-Strategie

Sony hätte mit seiner Streaming-Plattform Crunchyroll längst die Möglichkeit gehabt, sich eine nahezu monopolartige Stellung im Anime-Markt zu sichern – doch bislang ist es dazu nicht gekommen. Nun erklärt ein Branchenexperte die möglichen Gründe.

Mehr Reichweite für Anime

Ein Analyst der international tätigen Investmentbank Goldman Sachs vermutet, dass Sony nicht primär darauf abzielt, Anime-Inhalte exklusiv über Crunchyroll anzubieten. Stattdessen scheine der Konzern den Plan zu verfolgen, möglichst viele Menschen weltweit zu erreichen und so das gesamte Anime-Ökosystem zu vergrößern.

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Sony verzichte demnach bewusst darauf, ein Monopol zu schaffen – selbst wenn die Voraussetzungen dafür gegeben wären – in der Hoffnung, dass eine breitere Marktverteilung langfristig mehr Umsatz in der Branche generiert.

Auch Sony-CEO Ravi Ahuja hatte in der Vergangenheit bereits angedeutet, dass man andere Streaming-Plattformen wie Netflix nicht unbedingt als Konkurrenz, sondern als Chance sehe, um die Fans zu Crunchyroll zu locken:

»Natürlich gibt es Anime auch auf anderen Video-on-Demand-Diensten. Hulu hat Anime, Netflix hat Anime, und das ist großartig, denn unserer Erfahrung nach lernen die Leute dort etwas über Anime und kommen dann zu Crunchyroll.«

TOHO intensiviert Bemühungen

Letztlich wäre ein Monopol weder im Sinne anderer Unternehmen noch der Fans, da nur ein funktionierender Wettbewerb die Branche langfristig stabil hält. Inzwischen verstärken mehrere Anime-Verleger ihre Aktivitäten in diesem Bereich.

Branchenbeobachter sehen insbesondere TOHO als potenziell wichtigen Akteur im internationalen Anime-Vertrieb der kommenden Jahre. Das Unternehmen hat mit der Übernahme von GKIDS einen der größten US-amerikanischen Film- und Serienverleiher in sein Portfolio aufgenommen.

Nachdem Crunchyroll über längere Zeit von exklusiven Erstverwertungsrechten vieler TOHO-Produktionen profitieren konnte, scheint TOHO nun selbst eine breiter aufgestellte Strategie für den Streaming-Markt in Nordamerika zu verfolgen.

Keiji Ota, Leiter der Anime-Abteilung bei TOHO, erklärte dazu: »Inhalte können sich nicht verbreiten, wenn sie von einem einzigen Anbieter monopolisiert und ausschließlich deren Abonnenten zugänglich gemacht werden.«

Abschließend lässt sich festhalten, dass Crunchyroll ein zentraler Knotenpunkt im globalen Anime-Streaming ist, den Markt jedoch nicht vollständig dominiert. Durch offene Vertriebswege stärkt Sony die Position der Plattform, während zugleich ein wettbewerbsfähiges Umfeld entsteht, das das Wachstum der Branche fördert.

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Via Toyo Keizai
© Naoya Matsumoto / Shueisha, Kaiju No. 8 Production Committee

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KnSNaru

Inhalte können sich nicht verbreiten, wenn sie von einem einzigen Anbieter monopolisiert und ausschließlich deren Abonnenten zugänglich gemacht werden.«

Inhalte auf auf No-Name-Plattformen können sich ebenso verbreiten, wenn es ihnnen aufgrund von schwachen Lizenzpartnern an Produktionsqualität und Markenstärke mangelt.

Crunchyroll ist das Beste, was der AOD hätte passieren können. Auch wenn ich es für weniger gutßheiße, dass Crunchyrolls Erfolg auf die Bemühungen der ACA zurückgehen.