Anime-Produzent Takafumi Nakame zeigte sich in einem Interview mit Anime News Network skeptisch gegenüber den angekündigten Reformen der japanischen Regierung. Wir fassen die wichtigsten Details zusammen.
Tief verwurzelte Probleme
Im November 2024 wurden die ersten elf Teilnehmer der »Global Anime Challenge« vorgestellt. Das dreijährige Programm, finanziert von der japanischen Kulturbehörde, soll junge Kreative der Anime-Industrie fördern, damit sie innovative Werke entwickeln und neue Inhalte für die stetig wachsende weltweite Fangemeinde schaffen.
Allein durch Förderung lasse sich die Anime-Branche jedoch nicht zu einer attraktiven Karriereoption machen, betont Takafumi Nakame, Produzent von Makoto Shinkais »Your Name«. Zunächst müssten die größten Herausforderungen der Industrie gelöst werden, bevor junge Talente langfristig profitieren könnten:
»Die Anime-Industrie ist seit jeher für schlechte Bezahlung und lange Arbeitszeiten bekannt. Trotz kleiner Fortschritte bleibt die Lage im Vergleich zu anderen Branchen schlecht. Nachhaltige Verbesserungen sind unter den aktuellen Strukturen kaum absehbar, da die Probleme tief verankert sind.«
Die »Global Anime Challenge« investiere zwar in Projekte, die jungen Animatoren ein effizienteres Arbeiten innerhalb der bestehenden Strukturen erlauben würden. Nakame meinte jedoch, dass zusätzlich neue Produktionswege und Erlösmodelle geschaffen werden müssten, von denen die Kreativen profitieren könnten.
Zunehmend geraten auch über soziale Medien aufgedeckte Ausbeutungsfälle in den Fokus, die das Bewusstsein für die schwierigen Arbeitsbedingungen weiter geschärft haben. Als Reaktion darauf hat die Japan Fair Trade Commission ein Online-Formular eingerichtet, über das Animatoren Verstöße und Missstände direkt melden können.
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Via ANN
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Ich denke, die beschriebenen Probleme ziehen sich durch die gesamte Branche, von den Mangaka und insbesondere deren fleißigen Helferlein über die Anime-Studios bis hin zu den Merchandise-Anbietern – von der mit Manga / Anime meist ebenso stark »verwobenen« japanischen Gaming-Industrie (Dating-Sims usw.) gar nicht erst zu reden. Das mag auch daran liegen, dass dort viele Leute im wahrsten Sinne des Wortes aus »Leidenschaft« für die Sache arbeiten und sich daher mehr gefallen und bieten lassen, als es selbst im bekannt stressigen japanischen Wirtschaftsleben das übliche Maß wäre… Die sicherlich niedrige Organisationsrate der Beschäftigten (Gewerkschaften, Betriebsräte) dürfte ihr Übriges dazu beitragen. Daher dürfte sich die Situation auch nicht so bald verbessern, trotz des auch finanziellen Erfolges und damit enormen Wirtschaftsfaktors, den der gesamte Bereich inzwischen für Japan erreicht hat.