Disc-Review: »Elfen Lied« – Complete Edition

Der Klassiker »Elfen Lied« ist mit einer Neuauflage in den deutschen Handel zurückgekehrt. Der Publisher KSM Anime spendiert dem Titel eine komplett neue Gesamtausgabe auf DVD und Blu-ray. Wir haben uns die brutale Geschichte von Diclonii Lucy sowie den beiden Menschen Kouta und Yuka genauer angesehen, und verraten euch in dieser Review, ob sich ein Blick in den Anime auch in der heutigen Zeit noch lohnt und ob die Neuausgabe zu überzeugen weiß.

Wenn das Schicksal zuschlägt

Die Diclonii sind Mutanten, welche schreckliche telekinetische Mächte besitzen. Auf Anordnung der Regierung werden sie in Laboren eingesperrt und dort in grausamen Experimenten untersucht. Lucy, einer der gefährlichsten Diclonii, gelingt die Flucht. Sie tötet gnadenlos jeden, der sich ihr dabei in den Weg stellt.

Werbung

Verletzt und ohne Erinnerungen wird sie schließlich von zwei jungen Menschen am Strand gefunden und bei ihnen zu Hause aufgenommen. Kouta und Yuka ahnen nichts von Lucys blutiger Herkunft und nennen sie Nyu, nach dem einzigen Laut den sie aus dem vermeintlich verletzlichen jungen Mädchen herausbekommen.

Doch Kouta und Lucy kennen sich, auch wenn viel Zeit dazwischen vergangen ist. Erinnerungen sind verblasst und ein grausames Ereignis aus der dieser Zeit wird mit Lügen überdeckt. Als eine Spezialeinheit versucht, Lucy ausfindig zu machen, erwacht die Bestie in ihr und es kommt zum Blutbad.

In Japan lief »Elfen Lied« in der Sommer-Season 2004. Die 13 Episoden wurden vom 25. Juli bis zum 17. Oktober im japanischen Fernsehen ausgestrahlt. Die 25-minütige OVA-Episode, die zeitlich in Episode 11 spielt, wurde am 21. April 2005 in Japan veröffentlicht. Hierzulande erschien der Anime erstmals im Jahr 2006 bei ADV Films auf DVD.

Grandiose deutsche Fassung

Die deutsche Umsetzung entstand bei der Deutsche Synchron Film GmbH, die unter anderem die deutsche Fassung für »Es war einmal …« und »SpongeBob Schwammkopf« erstellt haben, in Berlin. Das Dialogbuch zur Serie verfasste Stefan Wellner (»Rainbow: Die Sieben von Zelle Sechs«), während er gemeinsam mit Matthias Müntefering (»7SEEDS«) die Dialogregie führte. Einen Überblick über den deutschen Sprechercast bekommt ihr hier.

Einwandfrei – mit diesem einen Wort lässt sich für mich die deutsche Vertonung bei »Elfen Lied« bezeichnen. Es ist klasse, wie ideal die Figuren in der deutschen Fassung besetzt wurden. Die Sprecherinnen und Sprecher liefern eine erstaunliche Leistung, wodurch man als Zuschauer problemlos mit den Charakteren und den Ereignissen mitfühlt.

Zentral im Fokus stehen die drei Figuren Lucy/Nyu (CV: Samia Little Elk), Kouta (CV: Jesco Wirthgen) und Yuka (CV: Julia Kaufmann). Das Zusammenspiel der drei Sprecher ist einfach fantastisch. Die Interaktionen untereinander, die Emotionen, die während ihrer Gemeinsamkeit ausgelöst werden, kommen glaubhaft und realistisch herüber.

Samia Little Elk als Lucy/Nyu stellt für mich die perfekte Besetzung für diese Rolle dar. Der Sprecherin gelingt es vortrefflich sowohl die boshafte als auch freundliche Seite ihrer Figur zu transportieren. Der Schmerz in ihrer Stimme lässt sich ebenfalls gelungen bewerten.

Kouta ist durch seine tragische Vergangenheit des Öfteren melancholisch. Wenn er nicht an seine Vergangenheit denkt, kommt er sehr freundlich und hilfsbereit herüber. In der deutschen Umsetzung werden die Charaktereigenschaften von Kouta durch Jesco Wirthgen beispiellos gespielt. Die unterschiedlichen Gefühle wie Trauer und Wut wirken glaubhaft.

Yuka nimmt in der Serie die Rolle der Erwachsenen an. Sie ist freundlich und intelligent, doch wird sie ziemlich schnell eifersüchtig und geht folglich auch zügig an die Decke. Julia Kaufmann auf Yuka ist grandios. Kaufmann liefert hier enorm.

In »Elfen Lied« spielen noch viele weitere Figuren eine wichtige Rolle in der Serie. Die deutsche Synchronfassung weist eine hohe Qualität auf und unterhält auf ganzer Linie. Als Alternative stehen zudem die englische, französische oder japanische Sprachausgabe zur Auswahl.

Brutale Darstellung der Gewalt

Die Anime-Umsetzung entstand unter der Regie von Mamoru Kanbe (»The Promised Neverland«) im Studio Arms (»Brynhildr in the Darkness«). Seiji Kishimoto (»Himawari«) steuerte dabei das Design für die Charaktere bei. Bei KSM Anime erscheint die Serie auf Blu-ray im Format 16:9 mit einer Auflösung von 1080p. Der Ton wird als DTS-HD MA 5.1 geboten.

Studio Arms hält sich bei der Darstellung von Gewalt nicht zurück. In »Elfen Lied« verlieren zahlreiche Menschen auf brutale Art ihre Leben. Unzählige Tötungen werden durch Enthauptungen durchgeführt, die das Studio mit einer Blutfontäne zur Darstellung bringt.

Neben der Gewaltsamkeit sticht in dieser Serie auch der Fanservice ins Auge. Arms wagt eine Gratwanderung zwischen Brutalität und Ecchi-Momenten. Den Verantwortlichen hinter der Adaption muss man zugestehen, dass ihnen dieser Versuch gelingt. Das Bild der Blu-ray-Version haben wir an einem 4K-Fernseher getestet und sind mit dem visuellen Eindruck mehr als zufrieden.

»Elfen Lied« erschien hierzulande bereits mehrfach als Gesamtausgabe. Die letzte Veröffentlichung fand im Januar 2016 als Digipack im Schuber über den Vertrieb AV Visionen statt. Zuvor brachte KSM Anime die Serie im April 2015 als Metalcase-Edition in den Handel.

Die neue Gesamtausgabe von KSM Anime besteht aus einem Digipack im Slipcase. Ein stabiler Sammelschuber ist ebenfalls noch mit dabei. Neben dem Digipack werden dort die Extras aufbewahrt. Der FSK-Hinweis wurde weder auf den Sammelschuber noch auf das Digipack oder Slipcase aufgedruckt. Alle Informationen befinden sich auf der Banderole.

Als Extra gibt es eine OVA-Episode mit 25 Minuten Laufzeit, ein 36-seitiges Booklet (etwas größer als in der Metalcase-Edition, inhaltlich identisch), ein 20-seitiges Special Booklet (beinhaltet ein Interview mit Regisseur Mamoru Kanbe und Drehbuchschreiber Takao Yoshioka sowie einen exklusiven Kurz-Manga) und fünf Artcards (doppelseitig bedruckt). Auf der Disc bietet KSM Anime als Extra Character Artworks, Produktions Artworks, den Opening- und Ending-Song, Trailer und eine Bildergalerie.

Stimmige Gratwanderung zwischen Brutalität und Fanservice

Der Kult-Klassiker »Elfen Lied« kehrt dank KSM Anime in einer neuen Aufmachung zurück. Die Dark-Fantasy-Geschichte aus der Feder von Lynn Okamoto begeisterte viele Anime-Fans und besitzt eine treue Fanbase. Auch in der heutigen Zeit lässt sich die Geschichte ideal ansehen und die gebotene Complete Edition weist eine tolle Aufmachung auf.

Die Geschehnisse sind brutal und gnadenlos zugleich. Auch humorvolle und niedliche Momente, gespickt mit Fanservice-Inhalten, sind hier zu finden. Die Schöpfer haben sich auf eine schwierige Herausforderung eingelassen, um diese Inhalte miteinander zu verbinden. Die Gratwanderung ist ihnen aus meiner Sicht geglückt. Während Nyu des Öfteren für den Fanservice sorgt, richtet Lucy ihre Gegner erbarmungslos und bestialisch hin.

Der Kontrast in »Elfen Lied« sorgt dafür, dass das Geschehene einen intensiveren Eindruck auslöst. Durch die Dreiecksbeziehung und den humorvollen Momenten erzeugen die Charaktere beim Zuschauer Sympathie. Die Szenen, in denen sie mit physischen und psychischen Druck zu kämpfen haben, wirken dadurch eindringlicher. Die Einblicke in die Vergangenheit verstärken dies. Schrittweise entfaltet sich die Geschichte, wodurch sich das Ausmaß erst im Laufe der Zeit abzeichnet.

Im Vergleich zum Manga, der Vorlage des Animes, weist die animierte Umsetzung einige Veränderungen auf. Durch die Unterschiede werden den Fans zwei abweichende Geschichten geboten. Als Kenner des Mangas bieten für mich beide Werke ihren ganz eigenen Charme. Durch die Anpassungen darf man sich sozusagen auf zwei »Elfen Lied«-Geschichten freuen.

Aus meiner Sicht hat »Elfen Lied« nichts von seinem Glanz verloren. Die visuelle Darstellung sowie die musikalische Untermalung als auch die deutsche Fassung tragen enorm zum Sehgenuss bei. Die gebotene Geschichte ist bedrückend, aufwühlend und fesselnd zugleich.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.

Video laden

PGRpdiBjbGFzcz0iX2JybGJzLWZsdWlkLXdpZHRoLXZpZGVvLXdyYXBwZXIiPjxpZnJhbWUgdGl0bGU9IkVMRkVOIExJRUQgfCBIRCB8IEFuaW1lIFRSQUlMRVIgMjAyMSB8IERldXRzY2ggKEdlciBEdWIpIHwiIHdpZHRoPSI2OTYiIGhlaWdodD0iMzkyIiBzcmM9Imh0dHBzOi8vd3d3LnlvdXR1YmUtbm9jb29raWUuY29tL2VtYmVkL3dHZVhzQld3NG1NP2ZlYXR1cmU9b2VtYmVkIiBmcmFtZWJvcmRlcj0iMCIgYWxsb3c9ImFjY2VsZXJvbWV0ZXI7IGF1dG9wbGF5OyBjbGlwYm9hcmQtd3JpdGU7IGVuY3J5cHRlZC1tZWRpYTsgZ3lyb3Njb3BlOyBwaWN0dXJlLWluLXBpY3R1cmUiIGFsbG93ZnVsbHNjcmVlbj48L2lmcmFtZT48L2Rpdj4=

ELFEN LIED ©LYNN OKAMOTO・SHUEISHA/VAP・GENCO
© 2021 Koch Films GmbH. All Rights Reserved.

Aktuelle News

Kommentare

Kommentare