Hollywood sieht Anime laut CoMix Wave Films nur als Billiglösung

Im Rahmen einer Presseveranstaltung brachten Noritaka Kawaguchi (CEO) und Mie Onishi (Beraterin für Überseegeschäfte) von CoMix Wave Films (»Your Name.«) ihre Frustration über Hollywoods Sicht auf Anime zum Ausdruck. Wir fassen zusammen.

Billige Alternative

Die entsprechenden Äußerungen fielen während eines Vortrags zum Thema »How Far Can Anime Go? CoMix Wave Films‘ Global Adventure«, bei dem der große Einfluss des renommierten Anime-Studios auf die globale Filmindustrie diskutiert wurde. Denn viele Werke des Unternehmens waren Kassenschlager – im In- und Ausland.

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Dennoch habe sich in den letzten Jahren zunehmend der Eindruck verfestigt, dass Hollywood Anime lediglich als kostengünstigen Ersatz für Live-Action-Produktionen betrachte. Immer wieder erhalte man Anfragen wie: »Ein Live-Action-Film würde etwa 20 Milliarden Yen kosten – lässt sich das nicht auch als Anime realisieren?«

Solche Aussagen brächten Kawaguchi regelmäßig auf die Palme, und er witzelte, man solle den Personen einfach mitteilen, ein Anime koste 30 Milliarden Yen.

Wandel bei Oscar-Verleihung

Im weiteren Verlauf des Gesprächs wurde jedoch auch der immer positivere Eindruck von Anime auf globaler Ebene thematisiert, allem voran in Bezug auf Auszeichnungen.

Während laut Onishi früher nur die Filme von traditionellen Filmvertrieben mit großen Preisen geehrt wurden, hätten mittlerweile insbesondere die Academy Awards große Anstrengungen unternommen, um das Wahlsystem zu verbessern. Für »Your Name.« kamen diese Entwicklungen zwar leider zu spät, doch Kawaguchi ist überzeugt, dass der Film heute bessere Aussichten auf eine Oscar-Nominierung gehabt hätte:

»Der Grund, warum Makoto Shinkais Werke wie ›Your Name.‹ (2016) nicht nominiert wurden, war, dass Funimation den Film vertrieben hat. Hätten wir die Vertriebsrechte Sony Pictures anvertraut, wäre der Film vielleicht nominiert worden.«

Die Marke Funimation ist mittlerweile in Crunchyroll, einem Tochterunternehmen von Sony Pictures Entertainment und Aniplex (Sony Music), aufgegangen. Für den globalen Vertrieb aktueller Anime-Kinofilme ist häufig Sony Pictures selbst verantwortlich, sodass viele Titel heutzutage eine größere Veröffentlichung als früher erhalten.

Unabhängig davon konnten japanische Regisseure in den vergangenen Jahren bereits spürbare Erfolge bei den Academy Awards verzeichnen. So gewann Hayao Miyazakis »Der Junge und der Reiher« im Jahr 2024 den Oscar für den besten Animationsfilm – und das, obwohl er in Konkurrenz zu Disneys Pixar-Produktion »Elemental« stand.

In Anbetracht dieses Gezeitenwechsels könnte auch Makoto Shinkais zukünftiges Werk eine größere Chance auf eine Oscar-Nominierung haben.

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Via Gigazine
© 2016 TOHO CO., LTD. / CoMix Wave Films Inc. / KADOKAWA CORPORATION

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Ich

Hollywood findet nur sich selbst so richtig gut … das kommt halt von zu viel Selbstbeweihräucherung. Das kann man sicherlich auch zu anderen sagen, aber man kann es auch übertreiben.

Guts

Deswegen verstehe ich nicht, warum Anime-Fans Hollywood so hassen, dabei sind sie sich äußerst ähnlich, beide finden sich richtig geil und erhaben xD

Ich

Das ist ganz einfach zu verstehen: Es kann nur einer ‚richtig geil und erhaben sein‘. Das ist wie bei Highlander: Es kann nur einen geben, hahaha!

Primordus

Amerika halt mehr bedarf es nicht zu sagen.

Marcus Cyron

Das ist doch Unsinn. Und Amerika ist im übrigen ein Doppelkontinent.

Archer

Hahaha dabei ist Hollywood die billige Alternative.

chb

Nicht ganz. Die kriegen es nämlich schon seit einer Weile ziemlich gut hin, Filme extrem teuer zu produzieren und trotzdem schlecht aussehen zu lassen.

Guts

Vorreiter ist im übrigen Disney, weil die Marvel-Filme (auch durch unfertige Drehbücher bei Drehstart) so mit Effekten vollgestopft sind, dass die Kapazitäten bei den CGI-Studios knapp werden.
Hat aber auch Vorteile, durch die knappen Kapazitäten muss wieder mehr auf praktische Effekte zurückgegriffen werden.

KnSNaru

»Der Grund, warum Makoto Shinkais Werke wie ›Your Name.‹ (2016) nicht nominiert wurden, war, dass Funimation den Film vertrieben hat. Hätten wir die Vertriebsrechte Sony Pictures anvertraut, wäre der Film vielleicht nominiert worden.«

Diese Klarstellung beruhigt mich ein wenig.
Aber, der Movie hätte wohl auch so nicht die geringse Chance gehabt, bei der grundlegenden Einstellung über besimmte Genre.
In dieser Aussage konnotiert mir zu sehr eine Indifferenz nach, weil die Ausgangslage Live-Action sind.

Marcus Cyron

Es war ja nicht nur »Your Name«. 2016 kamen ja auch »In this Corner of the World« und »A silent Voice« heraus. Eigentlich 3 Filme, bei denen eine Nominierung im Nachgang Pflicht gewesen wäre.

Der Gewinn des mittelmäßigen »Der Junge und der Reiher« war in meinen Augen sogar kontraproduktiv. Sicher keine Perle in Miyazakis Werk. »Wie der Wind sich hebt« wäre der deutlich bessere Kandidat für den zweiten Oscar gewesen. Ich füchte immer, dass Menschen die nicht so viele Animes gesehen haben, Animes an diesem Reiher-Film messen. Statt an den wirklich Guten. Denn schon in diesem Jahr gab es trotz nicht gerade starker Konkurrenz aus Hollywood wieder keine Nominierungen.

Guts

Ach komm, wir können doch froh sein, wenn Animeneulinge auf Filme wie »Der Junge und der Reiher« stoßen, die Wahrscheinlichkeit, dass jemand auf irgendeinen anderen Schund stößt und direkt keine Lust mehr hat, ist bei Anime schließlich nicht gerade gering. Da richtet so ein »mittelmäßiger« Film nun wirklich keinerlei Schaden an, ganz im Gegenteil, gerade weil Ghibli-Filme eine sehr breite Zielgruppe anspricht und viele der abschreckenden Anime-Marotten nicht hat, ist das eine gute Basis.

Denn schon in diesem Jahr gab es trotz nicht gerade starker Konkurrenz aus Hollywood wieder keine Nominierungen.

Nicht stark? Die Konkurrenz in diesem Jahr war sogar sehr stark und ziemlich ausgeglichen, es gab nur zwei Nominierungen aus den USA selbst, der Rest war international, gewonnen hat am Ende ein Independent-Film. Und Anime wie »Bakeneko Anzu-chan«, der durchaus eine Nominierung verdient hätte, werden doch selbst von Anime-Fans links liegen gelassen, nach deren Vorstellungen würden bei den Oscars doch auch nur irgendwelche Mainstream-Anime gewinnen. Da kann man auch schon die Uhr nach stellen, dass fürs nächste Jahr »Demon Slayer« von den Fans als ultimativer Oscarkandidat gehandelt wird, egal welcher andere Anime-Film sonst noch kommt.Für den Kurzfilm-Oscar gab es dieses Jahr aber immerhin eine Anime-Nominierung.

Sir_Pascalus

Oscars sind der größte Witz, hat mittlerweile keine Aussagekraft mehr

Juri-chan

Ich persönlich habe nie etwas von Hollywood gehalten.
Ich selbst hab auch wenige Filme gesehen, da mich die meisten einfach nicht angesprochen haben und bei denen die ich gesehen habe, weis ich nicht ob die überhaupt Holly-Filme sind.

So oder so, sollte jeder seine eigene Meinung haben.
Meines Erachtens nach hält Hollywood zu viel von sich, als sie eigentlich sind.

Guts

Wen wunderst, denn seien wir mal ehrlich, die Japaner sehen das nicht viel anders, sonst würde man Anime nicht wie billige Fließbandprodukte behandeln. Trotz riesiger Kinoeinnahmen, sparen die Japaner doch bis heute mächtig am Budget und somit Mitarbeitern.

Marcus Cyron

Und das machen sie bei Live-Action-Filmen nicht? Wäre mir neu, dass sie da nicht sparsam wären.

Guts

Nicht in diesem Ausmaß und bezogen auf das Marktpotenzial, denn Live-Action spielen in Japan lange nicht so viel Geld ein wie Anime und dennoch lassen die für Filme wie Godzilla Minus One relativ viel Budget springen (der Film hat in Japan dennoch nicht besonders viel eingenommen), von so viel Geld können viel große Anime-Blockbuster nur träumen. Da ist das Verhältnis also schon stark verschoben, Live-Action haben geringes Budget, nehmen aber auch weniger ein, Anime haben ebenfalls geringes oder sogar noch geringes Budget, nehmen aber viel mehr ein.