»Sklaverei«: Einwanderin prangert Arbeitsbedingungen in Japan an

In einem Interview hat eine aus China stammende Praktikantin die Arbeitssituation in Japan mit moderner Sklaverei verglichen. Wir fassen nachfolgend zusammen.

Realität anders als Anime

Lange Zeit galten chinesische Arbeitskräfte als sehr kosteneffizient, da sie aufgrund der schlechten Bezahlung in ihrem Heimatland nichts anderes gewohnt waren, wenn sie ihr Glück im Ausland versuchen wollten. Doch mittlerweile hätte sich die Situation stark verändert, wie eine Auswanderin, die im Jahre 2016 nach Japan kam, erklärte.

Werbung

Wegen ihrer Anime-Leidenschaft und inspiriert von ihrem Lieblingsfilm »Your Name« sei Sun Li voller Vorfreude nach Japan ausgewandert, doch schnell hätte sie feststellen müssen, dass die Realität ganz anders aussieht, als sie in Anime dargestellt werde.

Neben Fällen von Voyeurismus, denen die japanische Polizei keine größere Beachtung geschenkt hätte, und generell ungerechter Behandlung würden heutzutage vor allem die Arbeitsbedingungen vielmehr moderner Sklaverei gleichkommen.

Bevor sie nach Japan kam, hätte sie in einer chinesischen Fabrik für Kleidungsstücke gearbeitet und rund 3.000 Yuan (etwa 360 Euro) im Monat verdient, weswegen es damals durchaus nachvollziehbar war, dass sie sich im Ausland einen Job suchte.

Immer weniger Arbeitskräfte

Nach ihrer Ankunft in Japan verdiente sie als technische Praktikantin – ein Programm, das Ausländern ermöglicht, für einige Jahre in einem Unternehmen zu arbeiten und die Sprache zu lernen, bevor sie dauerhaft einreisen dürfen – sofort etwa 120.000 Yen (rund 735 Euro). Dieses Gehalt gilt jedoch inzwischen als nicht mehr angemessen, was zu einem historischen Tiefstand bei den Teilnehmerzahlen geführt hat.

Kein Wunder, schließlich verdient man in einer gewöhnlichen Fabrik in China, von wo bislang die meisten Arbeitskräfte einreisten, mittlerweile im Durchschnitt 5.000 Yuan (etwa 600 Euro) – und das gänzlich ohne Überstunden, die im Falle von technischen Praktikanten in Japan gut und gerne im Bereich von 80 Stunden pro Monat liegen würden und damit ihre Sklavereivergleiche durchaus bekräftigen.

Heute würde Sun Li diesen Schritt nicht erneut gehen, da sie in all den Jahren weder ihre Familie gesehen noch Freizeit gehabt hätte. Ironischerweise arbeitet und lebt sie bis heute in Gifu, der Stadt, die als Inspiration für den Film »Your Name« gedient hat.

Mehr zum Thema:

Via Livedoor
© ZENSHU/MAPPA

Artikel teilen

Newsticker

Dieser Artikel beinhaltet Affiliate-Links. Durch den Kauf der Produkte über unsere Links erhalten wir eine kleine Provision. Mehr dazu.

Auch interessant?

Diskutiere mit!

guest
10 Kommentare
Bewertung
Neueste Älteste
Inline Feedbacks
View all comments
Primordus

Hätte jederzeit wieder auswandern können, ist ja nicht so als wäre es erst seit gestern bekannt wie die Arbeitssituation in Japan ist, sorry mein Mitleid halt sich in Grenzen

Guts

Mag sein, aber es verdeutlicht abermals, wie selbstzerstörerisch Japan handelt, denn die können es sich eigentlich nicht leisten, wenn solche Leute wieder gehen.

KnSNaru

Gibt ’s eigentlich irgendwelche Auswanderinnen, die nach ihrer Rückkehr in ihre ursprüngliche Heimat nicht festgestellt haben; »Oh, in meiner alten Heimat ist es wohl doch nicht ganz so anders.«?

Ich

Dass die teils idealisierten Darstellungen in Anime nicht der Realität entsprechen, sollte ja eigentlich allen Fans klar sein.

Abgesehen davon ist die geschilderte Erfahrung ja auch etwas, dass die Zustände untermauert. Das Wort ‚Sklaverei‘ mag zwar ein recht stark gewähltes Wort sein, aber das, worum es geht, ist ja im Prinzip das, was sonst auch aufkommt.

Dass es da Änderungen bedarf, sollte klar sein. Man müsste nunmal endlich den Teppich lüften und den ganzen Kram, den man druntergekehrt hat offenlegen und bereinigen, um für nachhaltig bessere Arbeitsbedingungen und Bezahlung zu sorgen. Und da die Industrie ja anscheinend keinen Handlungsbedarf sieht, muss halt die Politik ran.

xertdiv

Klar hat man bei Sklaverei bei uns Bilder im Kopf die nicht mit »reiner Ausbeutung« zusammen passen. Es gab aber auch Staaten in der Vergangenheit in der Sklaven zwar Sklaven waren aber nicht misshandelt werden durften ein kleines »Taschengeld« bekammen etc.. Im »Idealsklavenfall« war man da besser dran als mancher Arbeiter in Asien heute, denn man hatte: Ein sicheres Dach über dem Kopf essen und ein wenig Geld… Ohne Sozialhilfe etc ist das in einigen Ländern der Welt unmöglich.
Die Politik ist im Moment entweder dran die Wirtschaft komplett zu zerstören (USA) um den Weg für eine nur noch KI und humanoide Roboter »Wirtschaft« zu bereiten, welchen Kuchen die Leute dann noch essen sollen fragt sich keiner der Politiker.. Oder in Europa in einer Mischung aus irrealen Klimavorhaben und: In 3 Jahren überfällt Putin eh ganz Europa Rüstungsträumen (klar weil er ja die Ukraine auch in 2 Tagen erobert hatte.. Ups mein Fehler…)…
Die enormen Probleme der Realwirtschaft mit Sättigung fehlendem Realeinkommen werden ignoriert. Picketty zB: Es ist klar, dass Gewinne aus Vermögen schon lange höher sind als das Realwachstum und Reallohngewinne… Blase nennt sich sowas wenn man etwas auf Marx oder auch nur Ford hört… Und wie enorm da KI reinhauen wird, die eben auch humanoide Roboter erstmal »praktikable macht«.. Das Problem humanoider Roboter war ja nicht: Wie fein kann der arbeiten, wie stabil läuft der etc schon lange nicht mehr.. Sonder: Wie programiere ich der komplexe Arbeitsschritte.. Dank KI »guckt der einfach ab« jetzt…
Um wieder nach Asien zurück zu kommen (wenn auch nur angeblich von dort): Mögen wir in interessanten Zeiten leben.

Guts

Die Denke mit Russland ist einfach nur naiv und fatal, so nach dem Motto, »Wir tun nichts, können ja immer noch reagieren wenns eh zu spät und alles kaputt ist.«. Denk mal darüber nach, warum Russland es nach zwei Tagen nicht geschafft hat, eben weil die Ukraine das vorhergesehen und nach den eigenen Möglichkeiten vorgesorgt hat und das unterschätzt wurde. Der ganze »Spaß‘ wäre wahrscheinlich schon längt zugunsten der Ukraine vorbei, hätte man sie mehr unterstützt. Polen will sich ebenfalls nicht auf unsinnige und naive Spekulationen verlassen und hat sicherheitshalber vorgesorgt. Wie sagt man so schön: »Haben ist besser als brauchen!«

CyberentikFrozone

»Wegen ihrer Anime-Leidenschaft und inspiriert von ihrem Lieblingsfilm »Your Name« sei Sun Li voller Vorfreude nach Japan ausgewandert, doch schnell hätte sie feststellen müssen, dass die Realität ganz anders aussieht, als sie in Anime dargestellt werde.«

das war schon der erste Fehler.

Sylphex

Immerhin wird sie noch bezahlt. In China gibt es Firmen, die Ihre Angestellten teils Monate lang nicht bezahlt haben.

Pascallus

Moderne Sklaverei, auch Kapitalismus genannt, ist doch mittlerweile bekannt.

War Shadow

Naja, nur mit dem Unterschied dass man jederzeit freiwillig aussteigen kann….